Wertverlust beim Auto: Kaum gekauft, schon nichts mehr wert?
25. November 2024 von Irene Wallner
Du nimmst deinen lang ersehnten Neuwagen in Empfang, die Freude ist groß und der emotionale Wert steigt von Tag zu Tag. Leider sieht es beim finanziellen Wert genau anders aus. Je öfter die Uhr tickt, desto weniger Geld bekommst du für dein Fahrzeug. Verhindern lässt sich der Wertverlust nicht, doch es gibt Möglichkeiten ihn etwas zu verringern. Lies weiter für mehr Details.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Jedes Auto verliert an Wert
- Wert von Experten berechnen lassen
- Gute Pflege bringt bares Geld
- Wertstabilste Marke – der Gewinner ist …
- Werterhalt bedeutet Arbeit
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Was ist Wertverlust beim Auto?
- Wertverlust ist im ersten Jahr am größten, nach ca. drei Jahren ist es meist noch die Hälfte wert
- Ab dem vierten Jahr verliert das Auto ca. 6 Prozent jährlich
- Unfallwagen verkaufen sich schlechter, der Wertverlust ist besonders groß
Wertverlust des Autos pro Jahr
Wenn man mal von Oldtimern und Sondereditionen unbezahlbarer Supersportwagen absieht, hat jedes Auto mit Wertverlust zu kämpfen. Das bedeutet im Klartext: Schon ab der ersten Minute nach Zulassung verliert dein Fahrzeug an Wert! Das ist vor allem wichtig zu wissen, wenn du ein finanziertes Auto verkaufen möchtest, denn der noch offene Betrag sollte auf jeden Fall noch erzielt werden können.
Damit ist der Wertverlust der größte Kostenfaktor beim Auto, nicht Sprit oder Versicherungskosten. Man kann ungefähr von folgenden Werten ausgehen:
- Nach 1 Jahr ∼ 25 %
- Nach 3 Jahren ∼ 40 bis 50 %
- Nach 5 Jahren ∼ 50 bis 60 %
- Nach 10 Jahren ∼ 80 %
Das bedeutet, dass im ersten Jahr der Wertverlust des Neuwagens am allergrößten ist, sodass sich die Frage stellt, ob man nicht lieber über einen Jahreswagen nachdenken sollte. Das ist sicher eine clevere Idee, um Geld zu sparen, doch Jahreswagen haben auch gewisse Nachteile, die es abzuwägen gilt. Auch eine defekte Klimaanlage im Auto kann einen Wertverlust bedeuten.
Doch wann sollte man sein Auto verkaufen oder noch Geld in eine nötige Reparatur stecken? Hier gibt es eine Faustregel:
Wenn die Hälfte des Restwerts – also des Preises, den du für dein Auto beim Autoverkauf erhalten würdest – geringer ist als die Reparaturkosten, dann solltest du lieber einen Verkauf in Erwägung ziehen. Wenn du dir über den Wertverlust keine Gedanken machen willst, dann könnte ein Auto Abo eine gute Idee sein.
Wertverlust eines Autos berechnen
Um eine genaue Berechnung für den Restwert deines Fahrzeugs zu bekommen, solltest du einen Experten hinzuziehen. Das kann eine Werkstatt, ein Autohändler oder eine Prüfstätte wie der Tüv sein. Hier werden dann folgende Kriterien zur Bewertung mit einbezogen:
- Analyse des aktuellen Gebrauchtwagenmarktes
- Wertverlust der Modellvorgänger
- Sondereffekte (z.B. Dieselkrise 2015, Chipkrise während Corona …)
- Fahrzeugklasse
- Motor
- Kilometerstand
- Zustand des Fahrzeugs
- Mängel oder Schäden
Je nachdem wie genau das Wertgutachten ausfallen soll, ob du lediglich deine Fahrzeugangaben teilen oder das Fahrzeug von oben bis unten in der Werkstatt durchgecheckt lassen willst, variiert auch der Preis.
Kann man den Wertverlust eines Autos nach Kilometern angeben?
Je höher der Kilometerstand eines Gebrauchtwagens, desto weniger kannst du verlangen. Hat das Fahrzeug die 100.000 Kilometer Marke geknackt, steigt der Wertverlust prozentual nochmal an, weil dann meist größere Reparaturen nötig werden.
Ist der Wertverlust eines Autos nach 10.000 Kilometern besonders hoch?
10.000 bis 15.000 Kilometer ist ungefähr die Laufleistung, die die meisten Menschen innerhalb eines Jahres zurücklegen. Nachdem der Wertverlust im ersten Jahr am höchsten ist, korreliert dieser Wert auch mit dem Kilometerstand von ca. 10.000 Kilometern.
Wie hoch ist der Wertverlust eines Autos nach einem Unfall?
Hattest du einen Unfall, liegt es im Ermessen eines Sachverständigen, den Wertverlust festzulegen. Ein grober Anhaltspunkt ist, dass häufig die Wertminderung auf 10% der Reparaturkosten festgelegt wird. Rechtlich ist das nicht eindeutig, häufig urteilen Gerichte bei Bagatellschäden milder.
Welche Faktoren mindern den Wert des Fahrzeugs?
Um besser einschätzen zu können, ob sein Fahrzeug mehr oder weniger an Wert verliert, gibt es verschiedene Faktoren die den Wertverlust beeinflussen können:
1. Marke & Modell: Schon vorab informieren
In Stein gemeißelt ist es nicht, doch tendenziell verlieren die Modelle der deutschen Hersteller am wenigsten an Wert, denn sie sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt sehr gefragt. Seit einiger Zeit mischen sich auch die koreanischen Marken Hyundai und Kia darunter. Wenn sich allerdings – wie aktuell durch die Chipkrise – der Markt stark verändert und plötzlich jeglicher Gebrauchtwagen gefragt ist, hat das auch Auswirkungen auf den Wert. Sind kaum Gebrauchtwagen zu kriegen, wird auch ein sonst eher wertinstabiles Modell plötzlich relativ teuer sein.
Solltest du nicht auf eine Marke oder ein Modell festgelegt sein, kannst du dich schon vor dem Autokauf darüber informieren, welche Modelle in den letzten Jahren den geringsten Wertverlust aufzuweisen hatten, und dementsprechend das Fahrzeug auswählen. Wir haben eine Liste der besten Gebrauchtwagen 2024 für dich. Gut fährst du sicherlich auch mit den schönsten Autos des letzten Jahrzehnts nach Goldenem Schnitt.
2. Baujahr & Kilometer: Je mehr, desto weniger
Du hast es dir bestimmt schon gedacht: Je mehr Kilometer und je mehr Jahre das Fahrzeug auf dem Buckel hat, desto weniger ist es wert. Oftmals schlimmer als das Baujahr schlägt meist ein hoher Kilometerstand zu Buche, denn dann kann man davon ausgehen, dass bald Reparaturen fällig sein werden. Beim Vario-Leasing zahlst du nur den Wertverlust, nicht den Listenpreis des Fahrzeugs.
Ein zu niedriger Tachostand bei einem recht alten Fahrzeug ist wiederum auch nicht wünschenswert. Wenn ein Auto zu wenig bewegt wurde, wird es zwar fast wie neu aussehen, doch es kann zu Standschäden gekommen sein.
3. Ausstattung & Lackierung: Besser klassisch als bunt
Schwarz, weiß oder grau ist dir zu langweilig? Das können wir verstehen, doch du solltest wissen, dass alle anderen Außenlackierungen sich wesentlich schlechter wieder verkaufen lassen. Die klassischen Farben liegen seit Jahren ungeschlagen auf den ersten Plätzen, wenn es um die Wahl der Autolackierung geht. Natürlich verkaufst du ein Fahrzeug in Blau, Rot oder Grün sicher auch – du solltest aber mehr Zeit einplanen. Hier kann ein Privatverkauf außerdem länger dauern als eine Inzahlungnahme im Autohaus.
Ob sich die Farbe wirklich in jedem Fall auf den Preis auswirkt, ist fraglich. Solange du keine zu ausgefallene Lackierung gewählt hast, sollte das kaum einen Unterschied machen. Bevor du dein Auto umlackieren lässt, solltest du dich erstmal auf dem Markt umsehen.
Bei der Ausstattung ist es wichtig, dass du dir schon beim Kauf des Autos darüber im Klaren bist, welche Ausstattungen als Standard zählen und unbedingt enthalten sein müssen, damit das Auto wertstabil bleibt. Aktuell sind das beispielsweise eine Klima- und Audioanlage, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Einparkhilfen, ESP und – wenn es sich um ein höherpreisiges Modell handelt – meist auch ein Navigationssystem.
4. Service & Wartung: Regelmäßigkeit zahlt sich aus
Wer regelmäßig zum Service geht, sein Auto warten lässt und ihm regelmäßig eine gewisse Autopflege zukommen lässt, kann selbst einiges tun, um den Wertverlust zu mindern. Ein vollständiges Scheckheft ist beim Verkauf mittlerweile wichtig und gehört zu den Unterlagen, die für den Autoverkauf bereitgelegt werden sollten.
5. Zustand Innenraum: Ohne Pflege sinkt der Preis
Was für außen gilt, gilt auch für innen. Pflege ist auch hier das Zauberwort – wer den Innenraum sauber hält und ab und zu Polster und Kunststoffe mit entsprechenden Pflegemitteln behandelt, wertet das Auto auf. Rauchen dagegen ist ein No-Go und sollte tunlichst vermieden werden. Wer einen oder mehrere Hunde mit dem Fahrzeug transportiert, sollte das nach Möglichkeit im Kofferraum tun und am besten in einer Box.
Dann verteilen sich die Haare nicht überall und einem guten Verkaufspreis sollte nichts im Weg stehen.
6. Schäden, Unfall, Mängel: Verkaufschancen sinken deutlich
Wenn du mit deinem Fahrzeug einen Unfall hattest, musst du das beim Verkauf angeben. Bei einem Unfall mit einem Leasingfahrzeug musst du dich zwar nicht selbst um den Verkauf kümmern, doch der Effekt ist der gleiche: Ein Unfallschaden mindert den Wert erheblich, von einem Totalschaden ganz zu schweigen. Sollte ein Gutachter hinzugezogen worden sein, hat dieser die Wertminderung aufgrund des Schadens in seinem Gutachten festgehalten. Schon ein einfacher Auffahrunfall kann dazu führen, dass das Fahrzeug einen zusätzlichen Wertverlust von einigen hundert Euro verzeichnet.
Schäden wie Dellen oder starke Kratzer solltest du wenn möglich vor einem Verkauf entfernen oder reparieren lassen, um den bestmöglichen Betrag für dein Fahrzeug zu erhalten.
7. Anzahl der Fahrzeughalter: Viel ist nicht gleich schlecht
Oftmals wird einem gesagt, dass viele verschiedene Halter den Wert des Fahrzeugs mindern – das kann aber pauschal nicht gesagt werden. Es kommt mehr darauf an, wie das Fahrzeug genutzt wurde. Wenn als Vorbesitzer jemand eingetragen war, der das Auto als Dienstfahrzeug nutzte und viele Kilometer fuhr, dann ist das im Zweifel schlechter, als zwei Halter, die eher in der Stadt und nur wenig gefahren sind. Man muss hier den Einzelfall betrachten.
Tabelle mit Modellen mit starkem und geringem Wertverlust
Die Wenigsten machen sich wohl vor dem Autokauf darüber Gedanken, welches Modell welcher Marke am Ende den geringsten Wertverlust aufweisen wird. Das ist sowieso recht schwer vorherzusagen, denn nur weil in diesem Jahr ein Modell an der Spitze stand, muss das nicht so bleiben. Man kann noch nicht einmal sagen, dass es immer teure Neuwagen sind, die den meisten Wert verlieren.
Für das Jahr 2024 haben Schwacke und AutoBild die Modelle und Marken ermittelt, die innerhalb von vier Jahren am wertstabilsten waren.
Autos mit dem geringsten Wertverlust 2024 | ||
Fahrzeugtyp | Modell | Werterhalt |
Kleinstwagen | Kia Picanto | 69,3 % |
Kleinwagen | Dacia Sandero Stepway | 69,1 % |
Kompakt-SUV | Citroen C3 Aircross Hybrid |
68,9 % |
Kompakt-SUV | Dacia Duster | 65,5 % |
Van | Mercedes V-Klasse | 64,9 % |
Kleinwagen | Mini Cooper C | 64,8 % |
Kleinstwagen | Hyundai i10 | 63,4 % |
Elektroauto | Citroen e-C3 Aircross | 61,3 % |
Mittlerer SUV | BMW X3 | 60,9 % |
Sportwagen | Porsche 911 Carrera | 60,1 % |
Wertverlust beim E-Auto vs. Verbrenner
Der Wertverlust von Elektroautos und Verbrennern im Vergleich ist sehr interessant. Eine Auswertung der DAT zeigt die Entwicklung von E-Autos und Verbrennern von 2021 bis 2023. Dort sieht man, wie sich dreijährige Pkws beim Verkaufspreis entwickeln.
Elektroautos schneiden dort etwas schlechter ab. Der Wiederverkaufswert nach drei Jahren liegt im Schnitt 7,6 Prozent niedriger als bei gebrauchten Benzinern mit annähernd gleicher Kilometerleistung. Je älter die Fahrzeuge werden, desto mehr nähern sich die Werte von Verbrennern und E-Autos allerdings an.