Tesla Model 3 vs. VW ID.3: Welcher “Volkswagen” kann überzeugen?

12. Oktober 2021 von

Unser Vergleich ist ein Vergleich zweier Volumenmodelle aus zwei Ländern. Irgendwie auch ein kleines Duell USA vs. Deutschland. Die beiden Modelle sind sozusagen Bestseller, haben einen großen Fanclub und sind dennoch recht verschieden. Mal sehen, wer sich im direkten Vergleich durchsetzen kann: Das Model 3 oder der ID.3?

In diesem Artikel vergleichen wir die beiden Elektro-Kompaktwagen in folgenden Kategorien:

  1. Außenabmessungen und Design
  2. Innenraum
  3. Kofferraum
  4. Motoren und Akku
  5. Lademöglichkeiten
  6. Fahrverhalten
  7. Preise und Fazit

Gleich zu Beginn die harten Fakten, denn nur wer weiß, wie viel er ausgeben müsste – und ob das noch ins Budget passt – wird einen Vergleich lesen wollen. Deshalb hier der Preisvergleich – die Einstiegsversionen der beiden Modelle sind preislich nicht so weit auseinander, Tesla ist allerdings schon ein paar Tausend Euro teurer.

Tesla Model 3 VW ID.3
ab 36.970 Euro ab 35.460 Euro
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Tesla ist ja für große Reichweite bekannt, dafür sagt man VW nach, dass die Qualität stimmt. Erleben wir hier Überraschungen oder eilt den Modellen ihr Ruf voraus? Lesen Sie weiter und erfahren Sie es!

1. Außenabmessungen und Design

Ein Blick auf das Außendesign zeigt deutlich, dass sich die beiden Modelle optisch stark unterscheiden. Der VW sieht eben aus wie ein Volkswagen, eigentlich ähnlich wie ein Golf, das ist uns ein wenig zu normal. Der Tesla hingegen punktet mit einer sehr klaren Linie, er wirkt spritziger und auch, wenn er ebenfalls den Anspruch hat, ein Wagen für das Volk zu sein, kommt er ein wenig individueller daher als der ID.3.

Das Model 3 hat in diesem Jahr eine Modellpflege erhalten, die sich aber auf die Optik so gut wie gar nicht ausgewirkt hat. Was gleich geblieben ist, ist die Tatsache, dass das Model 3 ein gutes Stück länger ist als der ID.3 und auch mehr eine Limousine als ein Kompaktwagen sein möchte. Ein Blick auf die Daten zeigt, dass das Model 3 um einiges flacher gebaut ist als der ID.3, was schon mal darauf hindeuten könnte, dass man hier mehr auf Sportlichkeit als auf Komfort getrimmt hat.

Sieht man sich das Heck der beiden Modelle an, kann man auch ohne den Kofferraum zu öffnen eigentlich schon sehen, dass in den VW wohl mehr Gepäck hineinpassen wird. Das liegt vor allem an der nicht so tiefen Dachlinie.

Diese Übersicht zeigt alle wichtigen technischen Daten der beiden Modelle im Vergleich:

Tesla Model 3 VW ID.3
Länge [m] 4,69 4,26
Breite [m] 1,85 1,81
Höhe [m] 1,44 1,57
Radstand [m] 2,88 2,77
Gewicht [kg] 1.844 1,720 bis 1.900
max. Anhänge-
last [kg]
910 nicht zugelassen

2. Innenraum

Zum Innenraum gibt es einiges zu sagen und hier liegt – zumindest was rein rationale Eigenschaften angeht – der ID.3 vorne. Steigt man hinten ein, hat man ein wirklich sehr gutes Raumgefühl, die Rundumsicht ist toll, und wird auch nicht durch die Fensterlinie versperrt. Der Kopf hat zum Dach einen ausreichend großen Abstand und auch die Kniefreiheit zum Fahrersitz kann sich sehen lassen.

Der Komfort beim Sitzen ist ebenfalls gegeben, denn man sitzt nicht zu hoch und nicht zu niedrig, genauso wie man es von einem Volkswagen erwartet. Insgesamt ist die zweite Sitzreihe, die ja bei einem Alltagsauto und Allrounder sicher öfter besetzt sein wird, komfortabel und bequem.

Kommen wir zum Tesla. Hier ist schon der Einstieg in den Fond etwas schwierig, weil man sich viel mehr ducken und auch sehr schmal machen muss. Hinten ist es mit dem Platz nicht so weit her, es geht sehr beengt zu und man sitzt ein bisschen wie in einer Sardinenbüchse. Die Scheibe lässt sich nicht ganz nach unten fahren und auch der Rundumblick ist aufgrund der niedrigen Seitenfenster nicht gut.

Auch das Dach kommt einem schon recht nah, da ist es nur gut, dass es sich um ein Glasdach handelt, was zumindest den Anschein an Kopffreiheit vermittelt. Sitzen tut man auf der Rückbank leider auch nicht so gut, denn man sitzt sehr tief und etwas nach hinten abfallend.

Beim Komfort liegt also der VW vorne, doch wie sieht es beim Cockpit und dem Infotainment aus? Hier gefällt uns das ID.3 Cockpit nicht ganz so gut. Das ist natürlich Geschmacksache aber wir finden es wenig aufregend, es sind im Fahrzeug überhaupt viele harte Materialien verbaut, viel Hartplastik – da hätten wir uns ein wenig mehr Wertigkeit gewünscht.

Was aber gut ist: Der ID.3 ist voll und ganz durchdacht und auf Funktionalität ausgelegt. Funktion steht auf jeden Fall vor dem Design, was ja nicht schlecht sein muss. Die Software funktioniert gut und insgesamt ist eigentlich nicht viel zu meckern.

Die Wertigkeit findet sich dann im Inneren des Model 3, denn hier wurde eindeutig mit besseren Materialien gebaut. Das Infotainmentsystem ist wirklich sehr gut, man kann viele (un)nötige Spielereien einstellen, z.B. einen Ton, der dann im Fahrzeug zu hören ist, wenn das Auto blinkt. Braucht natürlich keiner, ist aber lustig. Wir haben außerdem den Soundcheck der Anlage gemacht. Niemand weiß so genau was für ein System verbaut ist, denn Tesla schweigt dazu.

Die Bässe sind satt, es kommt nicht zum Scheppern, alles funktioniert und wir würden sogar soweit gehen und sagen, dass es eins der besten Soundsysteme auf dem Markt ist.

Abschließend zum Innenraum lässt sich sagen, dass der ID.3 durchaus auch für jugendliches Publikum konstruiert wurde, aber eben für ein solches, die es praktisch und funktional möchten. Beim Tesla stehen Optik und Sportlichkeit weiter im Vordergrund, und ein gewisses Maß an Exklusivität bekommt man obendrauf.

3. Kofferraum

Was uns am VW gar nicht so gut gefällt, ist die hohe Ladekante des Kofferraums. Hier tut man sich mit dem Hineinwuchten des Gepäcks schwer. Hineinpassen tut aber einiges, denn mit aufgestellten Rücksitzen kommen 385 Liter unter und wer die Rückbank umlegen kann, hat Platz für satte 1.267 Liter Gepäck. Leider hat der ID.3 keinen Frunk, deshalb sind die Kabel unter der Kofferraumabdeckung versteckt.

Der Gepäckraum des Tesla fällt recht klein aus und zum Transport größerer Güter ist das Model 3 eher nicht geeignet. Bleiben die Rücksitze aufgestellt, sind 430 Liter Volumen zur Verfügung, etwas mehr als im ID.3, doch das liegt vor allem am Mehr an Radstand. Wie viel in den Tesla geht, wenn man die Rücksitze umlegt? Da hat man vom Hersteller keine Auskunft. Der ADAC hat gemessen und als maximales Stauvolumen 720 Liter ermittelt. Wenn wir diesen Wert als wahr ansehen, dann fehlt hier einiges zum Platz des ID.3.

Dafür kann der Tesla mit einem extra Frunk aufwarten, der nochmal 70 Liter extra zur Verfügung stellt.

Tesla Model 3 VW ID.3
Minimales
Ladevolumen [l]
430 385
Maximales
Ladevolumen [l]
k.A. 1.267
Frunk [l] 70
Verhältnis
Rückbank

teilbar
k.A. 40:60

Das macht Tesla gut:

+ Sehr gutes Soundsystem

+ Wertige Materialien

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Das gefällt uns beim ID.3:

+ Sehr gutes Raumgefühl

+ Funktionales Cockpit

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4. Motoren und Akku

In Sachen Motoren ist die Sache sehr eindeutig. Wer es dynamischer haben will ist mit dem Model 3 richtig. Egal ob man sich für die Standardausführung oder die Performance-Version entscheidet. Im Vergleich hatten wir das Model 3 mit 440 PS und einer maximalen Geschwindigkeit von 233 km/h. Die Reichweite kann je nach Version variieren und lag im Test bei 614 Kilometern.

Tesla Model 3 VW ID.3
Leistung [PS] 440 204
Batteriekapazität
[kWh]
82 58
Reichweite [km] 614 425
Vmax [km/h] 233 160
Beschleunigung
0–100 km/h [s]
4,4 7,3
Antrieb Allrad Heckantrieb

Da kann der ID.3 nicht mithalten, doch ob er das wirklich muss? Er ist eher ein Auto für die Stadt, und dafür reicht seine Leistung. Wir hatten den 204-PS ID.3 im Test, der im Vergleich zum Tesla auch nicht mit Allrad, sondern nur mit Hinterradantrieb kommt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h, was satte 73 km/h weniger sind als beim Tesla. Aber wie gesagt, als Auto für den Alltag macht der VW einen guten Job.

5. Lademöglichkeiten

Noch ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland ausbaufähig. Was beim Tesla allerdings toll ist, ist die Möglichkeit an den extra für Tesla reservierten Superchargern zu laden. Beim ID.3 ist es – wenn man eine Ladestation gefunden hat – auch nicht so schlecht, denn er braucht nur 8 Minuten für 100 Kilometer Reichweite, was schon gar nicht so schlecht ist.

Allerdings braucht man aber Minimum einen 120 kW-Lader dafür.

Tesla Model 3 VW ID.3
Steckdose
2,3 kW [h]
24 n. A.
Wechselstrom
11 kW [h]
7,5 6,25
Gleichstrom
[min]
45 35

Das Model 3 von Tesla kann wie gesagt, am hauseigenen Supercharger-System geladen werden. Allerdings muss man dafür auch ganz gut was bezahlen, ist aber schnell mit dem Laden fertig und man bekommt jede Menge Ladeleistung.

Will man sowohl den Tesla als auch den VW zu Hause laden, muss man ein wenig mehr Zeit einplanen. An einer Wallbox mit 11 kW dauert es beim ID.3 knapp über 6 Stunden, beim Tesla, der auch eine größere Batterie hat, gut 7,5 Stunden.

6. Fahrverhalten

Fangen wir mit dem ID.3 an. Grundsätzlich muss man sagen, dass er sowohl Stadt als auch Autobahn kann, wobei er sich in der Stadt wohler fühlt als bei schnellen Geschwindigkeiten. Auf der Autobahn macht sich der Tesla besser, weil er auch eine höhere Endgeschwindigkeit bietet. Der ID.3 ist auf der Autobahn auch ein wenig unkomfortabler aufgrund des kürzeren Radstandes. Fahrwerk ist aber gut abgestimmt.

Wir wollen nicht sagen, dass der ID.3 schlechter ist, er ist eben anders konzipiert. Hier liegt der Fokus auf komfortablem Fahren und nicht auf Dynamik, die beim Tesla eindeutig im Vordergrund steht. Agil fährt man auch im VW, sportlich aber nicht.

Der Tesla ist für uns auf jeden Fall ein Auto für die Autobahn. Die Rundumsicht vorne ist wirklich gut, die Endgeschwindigkeit und die Beschleunigung machen das Model 3 auf der Autobahn wirklich konkurrenzfähig. Was ebenfalls mehr für den ID.3 in der Stadt spricht ist sein kleinerer Wendekreis. Hier kann das Model 3 nicht so gut abschneiden.

7. Preise und Fazit

Nun geht es darum, welches Fahrzeug diesen Vergleich gewonnen hat. Das ist gar nicht so einfach, denn obwohl beide den Anspruch haben, ein Volkswagen zu sein, erfüllen sie die Wünsche des Volkes auf ganz andere Art und Weise. Hier nochmal zusammengefasst, was die Unterschiede sind:

Tesla Model 3 VW ID.3
ab 36.970 Euro ab 35.460 Euro
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✅  Modernes und spritziges Design ✅  Modernes und gediegenes Design
✅  Ausreichend Kofferraum ✅  Viel Kofferraum
✅  Mehr für die Autobahn ✅  Mehr für die Stadt
✅  Volumenmodell in den USA ✅  Volumenmodell in Deutschland
✅  Rundumsicht ist okay ✅  Rundumsicht ist sehr gut
✅  233 km/h Vmax ✅  160 km/h Vmax

Fazit

Wer ist nun also der bessere Volkswagen? Beide sind sicher die Gewinner in ihren jeweiligen Ländern. Eigentlich sind es aber unterschiedliche Konzepte. Wer rein elektrisch fahren und vor allem Spaß haben möchte, muss sich für den Tesla entscheiden. Wenn man Familie hat, auch im Fond oft jemanden transportiert, im Kofferraum Platz braucht und es funktional sein soll, dann ist der ID.3 die erste Wahl – die auch noch ein Stück günstiger ist.

Der ID.3 ist der praktische Allrounder. Leidenschaftlicher ist der Tesla. Wer mehr Stadt und Land fährt, der ist mit dem VW besser bedient, wenn es spritziger und schneller zugehen soll, aber auch ein wenig unpraktischer mit weniger Platz in Kofferraum und Fond, dann ist der Tesla die richtige Wahl.

So unterschiedlich wie die Menschen in einem Volk sind eben auch ihre Volkswagen.