Elektroautos in Fahrschulen: Fahrprüfung mit E-Auto ist möglich
27. Mai 2021 von Irene Wallner

Mit der seit Anfang April 2021 geltenden Änderung bei der Führerscheinprüfung wird es Fahrschulen leichter gemacht, auf Elektroautos umzusteigen. Denn nicht nur aus kurz gedachten, umwelttechnischen Gründen sind E-Autos in Fahrschulen sinnvoll, sondern auch längerfristig. Wer schon in einem Elektroauto das Fahren lernt, kauft sich mit höherer Wahrscheinlichkeit später auch eins.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Führerscheinprüfung in E-Auto oder Plug-in Hybrid möglich
- Schlüsselzahl B197 – keine Beschränkung mehr auf Automatik-Fahrzeuge
- Praktische Fahrt in Schaltauto und Test nötig
- Bisher nur wenige Fahrschulen mit E-Autos
- Schaltgetriebe sterben aus
Wenn Sie schon sicher sind, dass es auf jeden Fall ein E-Auto sein soll, dann haben wir die top 5 Elektroautos für Sie zusammengestellt:
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Neuer Automatikführerschein: Erweiterung auf Schaltauto möglich
Bisher galt: Wer seine Fahrstunden und die Führerscheinprüfung in einem Auto mit Automatikgetriebe absolviert, bekommt einen Eintrag in seinen Führerschein. Die Schlüsselzahl 78 stellte sicher, dass nur das Fahren von Automatikautos erlaubt war. Seit dem 1. April 2021 gibt es eine Erweiterung dieser Regelung, die viele Vorteile mit sich bringt.
Wer sich dazu entscheidet, weiterhin nur Automatik-Fahrzeuge fahren zu wollen, macht die normale Theorieprüfung und seine praktische Prüfung ebenfalls weiterhin in einem Automatik-Auto. Damit wird die Beschränkung im Führerschein mit der Schlüsselzahl 78 eingetragen wie bisher. Neu ist jetzt, dass man entweder gleich mit in die Ausbildung integriert oder nach Ablegen der Fahrprüfung die Möglichkeit hat, sich für das Führen eines Schaltautos zu qualifizieren.
Wer das möchte, muss zusätzlich zur normalen Grundausbildung folgende Erweiterung durchlaufen:
- 10 Extra-Fahrstunden in einem Auto mit Schaltgetriebe
- 15 Minuten Testfahrt in Schaltauto mit Fahrlehrer (keine Prüfung)
Was ist Bestandteil der Testfahrt?
Die Prüflinge müssen nachweisen, dass sie ein Schaltauto sicher und verantwortungsvoll führen können. Dazu gehört in der Praxis unter anderem das Anfahren am Berg, umweltschonendes Schalten, richtiges Abbiegen und das Beachten von Vorfahrtsregelungen. Diese Testfahrt findet nur mit dem Fahrlehrer statt, der dann bescheinigen muss, dass die Voraussetzungen zum Führen eines Autos mit Schaltgetriebe erfüllt sind. Eine Prüfung wird hier nicht abgelegt.
Im Klartext bedeutet das, dass nun auch alle, die bisher einen reinen Automatikführerschein hatten, diese Erweiterung in einer Fahrschule durchlaufen können. Bei erfolgreicher Testfahrt wird dann die Schlüsselzahl B197 eingetragen, was zum Führen eines Schaltautos berechtigt.
Für Fahranfänger ist diese kombinierte Ausbildung ebenfalls sehr sinnvoll, denn wer sich anfangs überfordert fühlt, macht einfach erstmal nur den Automatikführerschein und kann problemlos die Zusatzerweiterung später durchlaufen. Das führt zu weniger Stress und alle Optionen sind weiterhin offen.
Bahn frei für das E-Auto
Schon seit Ende 2019 ist diese Führerscheinänderung im Gespräch und wurde auch damals schon von der EU-Kommission genehmigt. Erst Ende 2020 stimmte allerdings auch der Bundesrat dem Gesetzesentwurf zu. Das diese neue Führerscheinform eingeführt wurde, hat sicher mit dem starken Trend zu elektrifizierten Autos zu tun.
Der Aufbau eines Elektroautos oder Plug-in Hybriden sieht kein Schaltgetriebe vor, alle E-Autos sind mit Automatikgetriebe ausgestattet. Wenn sich junge Menschen also für E-Autos interessieren, mussten Sie bisher entweder den normalen Führerschein machen, und sozusagen umsonst das Schalten lernen – oder den Automatikführerschein ohne Option, ein Schaltauto fahren zu können.
Wer sich nach bestandener Führerscheinprüfung ein eigenes Auto kaufen möchte, kann nun problemlos zu einem E-Auto greifen und vom Umweltbonus profitieren, gleichzeitig aber auch mit dem alten Schalter der Großeltern durch die Gegend fahren – eine win-win Situation!
E-Autos in Fahrschulen – noch wenig verbreitet
Die Erweiterung des Führerscheins soll natürlich auch dazu beitragen, dass sich mehr und mehr Fahrschulen dazu entschließen, als Fahrschulautos Elektrofahrzeuge einzusetzen. Fahrschüler:innen sind häufig sehr angetan von E-Autos, doch erst wenige Fahrschulen in Deutschland bieten ein Elektroauto als Ausbildungsfahrzeug an. Zusammen mit der neuen Führerscheinregelung und den hohen Prämien für Elektro- und Plug-in Hybridautos dürften es nun aber immer mehr werden.
Fahrschulen, die bereits ein Elektroauto für die Fahranfänger bereitstellen berichten häufig, dass die Schüler:innen vom Fahren mit dem E-Auto so begeistert sind, dass sie sich später auch ein elektrifiziertes Gefährt kaufen möchten.
Gerade die junge Generation ist es, die zukünftig darüber entscheiden wird, ob Elektroautos auf den Straßen die Verbrenner ersetzen. Fahrschulen können also einen Beitrag zur Meinungsbildung leisten. Außerdem gibt es auch E-Autos, die sich als Anfängerauto für junge Leute gut eignen, weil sie günstig zu versichern sind und einfach zu fahren.
Stirbt das Schaltgetriebe aus?
In der Fahrschule ist das Gangschalten für die meisten Schüler:innen sicher anfangs mit Ängsten und Hürden verbunden, viele werden mit der Gangschaltung ihr Leben lang nicht richtig warm. Zusätzlich ist das Schaltgetriebe ein Verschleißteil, noch dazu ein sehr teures. Wer nicht aufpasst beim Schalten, wird irgendwann einen Getriebeschaden haben, der gut und gerne über 1.000 Euro kosten kann. Auch die Entwicklung und Produktion von Schaltgetrieben ist aufwendig und teuer.
Damit haben wir einige Nachteile, die ein Schaltgetriebe mit sich bringt beisammen – und ein weiteres Argument ist: Die Zukunft ist elektrisch und ein E-Auto hat keine Schaltung.
Dementsprechend sieht es danach aus, als ob früher oder später Autos mit manuellem Schaltgetriebe aussterben werden. Manche Hersteller, allen voran Mercedes, haben schon jetzt auf Automatik umgestellt und das Schaltgetriebe abgeschaffen. Das liegt daran, dass insgesamt fast 90 Prozent aller verkauften Mercedes-Modelle mit Automatikgetriebe bestellt werden.
Demnach war die Umstellung nur eine Reaktion auf die Kundenbedürfnisse. Mit den neuen Modellgenerationen werden die Schalter dann komplett aus dem Sortiment von Mercedes verschwinden.
Auch die Neuzulassungen bestätigen den Trend: Mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Autos waren 2020 Automatikfahrzeuge.