Brandgefahr Elektroauto: Wie schnell brennt ein E-Auto?

31. Juli 2023 von

Immer wieder sieht man in den Nachrichten beängstigende Bilder von brennenden Elektroautos, und es stellt sich dann zwangsläufig die Frage nach der Sicherheit der beliebten E-Autos. Die E-Auto-Brandgefahr nach einem Unfall wird dadurch stark verzerrt dargestellt. Schon eines vorab: Fahren Sie beruhigt weiter Ihren Stromer!

⏰ Kurz zusammengefasst

Wenn Sie nach der Lektüre dieses Textes ob der Anschaffung eines Elektroautos beruhigt sind, haben wir hier für Sie ein paar top Modelle zusammengestellt:

Aktuell kursieren Bilder eines brennenden Frachters in den Nachrichten. 500 Elektroautos sollen brennen – und sind nur sehr schwer zu löschen. Die Gefahr eines Autobrandes ist gering, doch Ausnahmen bestätigen die Regel und da gibt es keinen Unterschied zwischen Elektroauto und Verbrennermodell. Ein großer Unterschied liegt allerdings bei der Löschmethode, und das macht den Einsatzkräften auf dem Frachter nahe der niederländischen Küste gerade Probleme.

Ein Unfall, bei dem sich das Fahrzeug entzündet, ist immer enorm gefährlich für Insassen und Rettungskräfte. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist unbedingt zu empfehlen.

Brandgefahr: E-Autos und Verbrenner im Vergleich

Gleich zu Anfang möchten wir klarstellen: Ein Elektroauto brennt grundsätzlich nicht häufiger als ein Verbrenner – auch wenn manchmal der Eindruck entstehen könnte. Aufgrund der hohen Nachfrage nach E-Autos sind sie in den Medien präsenter und gerade der E-Auto-Hersteller Tesla ist fast täglich in den Nachrichten vertreten. Das führt unter anderem dazu, dass vergleichsweise oft von brennenden Elektroautos berichtet wird. Oder wie oft haben Sie Berichte über brennende, “normale” Autos gehört?

Dennoch kann es vorkommen, dass ein Elektroauto brennt. Der Grund für die spektakulären Bilder brennender Autos ist, dass bei einem Brand der E-Auto-Batterie lange Flammen entstehen können, die bei einer höheren Temperatur verbrennen. Ist die Batterie beschädigt worden, kann es außerdem sein, dass erst einige Stunden nach einem Unfall ein Brand entsteht.

Ein E-Auto Brand entsteht weder häufiger noch ist der Brand zwangsläufig schlimmer als bei einem Verbrennermodell. Allerdings ist die Art und Weise, wie ein E-Auto im Fall der Fälle brennt, eine andere.

Elektroauto-Brandgefahr

Ein Elektroauto genügt den gleichen Sicherheitsbestimmungen wie ein Verbrennermodell. Dementsprechend ist die Brandgefahr nicht größer. Sogar die Brandlast ist so gut wie identisch – in beiden Fahrzeugen wird eine hohe Anzahl an Kunststoff verbaut.

Doch was ist mit dem Akku? Das Batteriepaket ist sehr gut geschützt im Wagenboden verbaut, zusätzlich wasserdicht verschlossen und verstärkt. Die Chance, dass es bei einem Unfall zu einem Brand kommt, ist sehr gering. Zusätzlich sind E-Autos eigensicher ausgelegt. Wenn also ein Defekt vorliegt, wird der Stromfluss sofort unterbrochen, und die Verbindung zwischen Batterie und anderen Hochvolt-Komponenten wird getrennt.

Man muss deshalb keine Angst haben durch einen Stromschlag verletzt zu werden und sollte unbedingt Erste-Hilfe leisten.

Verbrenner-Brandgefahr

Auch ein Verbrenner-Auto brennt relativ selten. Im Vergleich zu einem Elektroauto brennen Verbrenner aber tatsächlich sogar häufiger. Das kann natürlich auch daran liegen, dass aktuell noch mehr Verbrenner als E-Autos unterwegs sind – aber dennoch zeigen Daten von Autoversicherungen, dass die Angst vor einem E-Auto Brand unbegründet ist.

Brandursachen bei Elektroautos

Vielleicht dachten Sie es sich schon: Die Brandursachen bei Elektroautos sind im Großen und Ganzen die gleichen, die auch bei Verbrennern vorliegen können.

Fehler beim Einbau technischer Komponenten

Wenn Bauteile falsch verbaut oder nur mangelhaft repariert wurden, kann es beispielsweise zu Kabelbränden kommen. Dabei ist es egal, ob man in einem Fahrzeug mit Elektroantrieb oder in einem klassischem Verbrennerauto sitzt.

Unsachgemäße Wartung

Das gleiche gilt bei der Wartung. Wurden kaputte oder veraltete Bauteile nicht ausgetauscht, sind Lüfter mit Schmutzt verstopft oder überhitzen Komponenten, ist es kein Wunder, wenn es irgendwann einmal brennt.

Starker Aufprall bei einem Unfall

Wenn es brennt, dann gehen die meisten von einem Unfall mit schwerem Aufprall aus. Natürlich kann solch eine Situation zum Brand des Autos führen. Wird bei einem E-Auto der Schutzmechanismus des Akkus beschädigt, kann große Hitze entstehen und eine Entzündung von Batteriezellen zur Folge haben.

E-Auto-Akku: Die Schwachstelle bei einem Unfall?

Bereits im Jahr 2019 musste Audi den e-tron zurückrufen, weil es zeitweise zu erhöhter Brandgefahr aufgrund eines Wasserlecks hätte kommen können. Durch eine fehlerhafte Dichtung am Niedrigvoltkabel bestand die Gefahr, dass Feuchtigkeit in den Lithium-Ionen-Akku eindringt, was ein Laden nicht mehr möglich macht. Im schlimmsten Fall hätte es zu einem Kurzschluss oder einem Brand kommen können. Doch wie Audi damals selbst angab, war das Risiko für einen Brand des E-Autos sehr gering.

Der letzte Satz geht allerdings häufig unter, man hört dann nur noch “E-Autos sind gefährlich”, “Die Akkus in E-Autos können brennen”, oder ähnliche, besorgte Stimmen. Doch das ist den Autoherstellern bewusst und die Sorge der möglichen Kundschaft wird sehr ernst genommen, denn Vorurteile gegenüber der Elektromobilität sind auf Dauer schlecht für das Image der gesamten Antriebsform.

Um die Brandgefahr der Hochvoltbatterie bei einem Unfallauto so niedrig wie möglich zu halten, hat man umfangreiche Maßnahmen zum Schutz des Akkus entwickelt:

      • Beim Auslösen des Airbags wird die Stromversorgung automatisch getrennt
      • Lade- und Entladevorgänge werden mit einer Software überwacht
      • Besonders stabiler Aufbau der Akkupakete
      • Akku ist durch spezielle Materialien vor Einschlägen von Fremdkörpern geschützt

Außerdem müssen Elektroautos die gleichen Kriterien bei Crashtests erfüllen, wie konventionelle Verbrennermodelle. Hier wird natürlich ebenfalls ein besonderes Augenmerk auf den Akku gelegt. Bisher ist jedes E-Auto sowohl beim europaweiten NCAP-Crashtest als auch bei Tests des ADAC nicht negativ aufgefallen.

Natürlich kann es trotz aller Sicherheitsmaßnahmen dennoch zu Unfällen kommen, die jeglicher Regel und jeglichen Testszenarios entbehren, und dabei einen Brand des Elektroautos auslösen. Die einzige kritische Stelle, die die E-Auto-Brandgefahr erhöht, ist wohl ein seitlicher Einschlag, der den Akku verformen könnte, doch auch hier müsste der Einschlag enorm heftig sein.

Sollte dieser sehr unwahrscheinliche Fall eintreten, wäre das wohl das “Worst-Case-Szenario”: der sogenannte Thermal Runaway. In diesem Fall brennt die Antriebsbatterie und muss von der Feuerwehr mit einer großen Menge Wasser gelöscht werden. Dass ein Elektroauto durch Selbstentzündung, ohne dass es eine äußere Einwirkung gab, zu brennen beginnt, ist enorm selten. Sicher ist aber, dass Sie sodann mit einem kaputten Auto leben müssen.

Elektroauto brennt: Was ist zu tun?

Wenn ein Brand eingetreten ist, bedeutet das nicht automatisch, dass es sich um den Thermal Runaway handelt, es muss also nicht zwangsläufig sofort die Batterie brennen. Um das zu verhindern, wird die Feuerwehr versuchen, das Feuer mit einer sehr großen Menge an Wasser zu löschen und gleichzeitig den Akku zu kühlen, damit dieser nicht ebenfalls Feuer fängt.

Wenn das Auto zu brennen beginnt, dann sollten Sie Folgendes tun:

      • Sofort das Auto verlassen
      • Großen Abstand zum Fahrzeug aufbauen
      • Den Notruf alarmieren und darauf hinweisen, dass ein E-Auto verwickelt ist
      • Sich dem Fahrzeug solange nicht nähern, bis es von der Feuerwehr freigegeben wurde

Was muss man beachten, wenn das E-Auto brennt?

Im Grunde sollten Sie sich bei einem Fahrzeugbrand – egal welcher Antrieb – gleich verhalten. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert die Pannenhilfe zu kontaktieren, denn das Personal ist geschult im Umgang mit E-Autos. Hier gibt es ein paar Elektroauto spezifische Besonderheiten, die es bei einem Brand zu beachten gilt:

  • Finger weg von allen orangefarbenen Kabeln
  • Kein Handlöscher mit Löschwasser
  • Rettungskarte hinter Sonnenblende deponieren

E-Auto löschen: Besonderheiten

Die Feuerwehr muss keine besonderen Gefahren fürchten, wenn sie zu einem Löscheinsatz eines E-Autos gerufen wird. Die Sicherheitsvorkehrungen sind dieselben wie bei einem klassischen Autobrand, gefährliche Dämpfe von brennenden Kunststoffen sind auch bei Verbrennermodellen eine Gefahr. Ein Problem ist allerdings die große Wassermenge, die zum Löschen und Kühlen benötigt wird.

Wenn ein Unfall in der städtischen Gegend passiert ist, kann das Wasser meist recht einfach über einen nahegelegenen Hydranten zum Unfallort geleitet werden. Bei einem Unfall auf der Autobahn ist das Wasserproblem ein größeres, deshalb: Teilen Sie während des Notrufs unbedingt mit, dass ein Elektroauto in den Unfall verwickelt war, denn die Feuerwehr kommt dann mit einem zusätzlichen Einsatzwagen, der nach einer passenden Wasserquelle sucht.

Natürlich führt das Löschfahrzeug Wasser mit, doch es handelt sich hierbei um “nur” 2.000 Liter – um den Brand eines E-Autos zu löschen, sind allerdings ungefähr 11.000 Liter Wasser nötig. Dass diese Lösung aufgrund des enormen Wasserverbrauchs nicht von Dauer sein kann, ist auch der Feuerwehr bewusst. Aktuell ist es nach dem Löschvorgang gängige Praxis, ein Elektroauto in einen mit Wasser gefüllten Container zu heben, damit sich das Fahrzeug nicht nochmal entflammt. Nach 24 Stunden ist die Gefahr gebannt und das Auto kann aus dem Tank gehoben werden.

Wie lässt sich die Brandgefahr verringern?

In erster Linie kann jede:r E-Auto-Besitzende seinen Beitrag leisten, damit es gar nicht erst zu einem Brand kommt:

  • Nur mit intakten Kabeln laden
  • An einer geeigneten Stromquelle laden
  • Regelmäßige Wartung durchführen lassen

Elektroautos in geschlossenen Räumen

Der Gesamtverband der deutschen Versicherer hält ein Verbot für Elektroautos in Tiefgaragen für unnötig. Die Gefahr ist nicht größer als bei Verbrennerautos, die Schadenstatistik würde ein Verbot nicht rechtfertigen.

Allgemein ist es – unabhängig vom Brandherd – für die Feuerwehr bedeutend schwieriger einen Brand in geschlossenen Räumen zu löschen. Es wird schneller heiß und die freigesetzten Rauchgase können sich nicht verteilen. Dementsprechend wird es für Einsatzkräfte schnell gefährlich. Was den Einsatz speziell bei E-Autos vereinfacht ist, wenn die Parkplätze leicht zugänglich sind und Ladesäulen sich nahe der Ein- und Ausfahrten befinden.

Aus aktuellem Anlasse soll auch noch auf Schiffe eingegangen werden. Ein Autofrachter gilt auch als geschlossener Raum. Bereits 2022 brannte ein Autofrachter, momentan ist vor der niederländischen Küste der Frachter “Fremantle Highway” in Brand. Tatsächlich kann man einer im Mai 2023 veröffentlichten Studie der Allianz entnehmen, dass auf Schiffen eine erhöhte Brandgefahr besteht.

Im Jahr 2022 waren Brände der Hauptgrund für den Verlust von Schiffen – und der gestiegene Transport von batteriebetriebenen Gütern und E-Autos sei ebenfalls für das gestiegene Brandrisiko verantwortlich. Viele Schiffe sind außerdem für den Ernstfall sehr schlecht ausgestattet. Oft findet man an Bord weder Frühwarnsystemen och Löschanlagen.

Zahlt die Versicherung Brandschäden bei E-Autos?

Ja, wenn Sie eine Kaskoversicherung abgeschlossen haben, zahlt diese alle Schäden am Fahrzeug, die durch einen Brand verursacht wurden. Wenn durch den Fahrzeugbrand ein Schaden an der Garage entstanden ist, ist das ein Fall für die Haftpflichtversicherung – das wurde im Jahre 2019 vom Europäischen Gerichtshof entschieden.