KGM Torres EVX Testbericht
SsangYong heißt jetzt KGM und bringt mit dem Torres EVX sein erstes eigenständiges Modell auf den Markt. Es überrascht im Test mit vielen guten Qualitäten.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
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Bewertung des KGM Torres EVX
Der südkoreanische Hersteller SsangYong hatte es in der Vergangenheit nicht leicht - er meldete gleich zweimal Insolvenz an, 2009 und 2020. Dies lag nie an den Autos selbst; sie waren stets solide und durch eine gute Preispolitik attraktiv. Außerhalb Südkoreas nahm das jedoch kaum jemand wahr.
Nach der letzten Pleite kaufte die südkoreanische Stahlherstellergruppe KG Group SsangYong von seinem indischen Besitzer. Da der Markenname außerhalb Asiens wenig bekannt war, startet der Hersteller nun unter dem neuen Namen KGM, wobei der letzte Buchstabe für "Mobility" steht. Das erste Modell unter dieser neuen Leitung ist der Torres, der als EVX zunächst nur elektrisch auf den Markt kommen sollte. KGM schob jedoch später noch eine Verbrennerversion nach.
Das martialische Design, das den Benziner an einen Jeep erinnert, hat KGM beim Torres EVX etwas abgeschwächt. Die Front ist verkleidet, ein Kühlergrill wird nicht benötigt. Trotzdem zitieren viele Details Offroader, beispielsweise die Griffe auf der Motorhaube oder das angedeutete Ersatzrad am Heck. Hierbei handelt es sich jedoch nur um optische Spielereien ohne Funktion. Einen Allradantrieb gibt es ebenfalls nicht.
Gutes Fahrwerk, schwache Reifen
Der KGM Torres EVX ist mit einer 73,4 kWh starken Batterie ausgestattet; weitere Optionen gibt es derzeit nicht. Damit erreicht er eine durchschnittliche Reichweite von bis zu 462 km. Der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 18,7 kWh auf 100 Kilometer an. Die Ladeleistung ist zwar besser als bei den Vorgängern von SsangYong, aber immer noch nicht konkurrenzfähig. 120 kW sind heute zu wenig, wenngleich die Ladezeit von 28 Minuten am Schnelllader (von zehn auf 80 %) in Ordnung geht.
Der Torres leistet 207 PS und beschleunigt damit in etwa acht Sekunden auf 100 km/h. Das Fahrverhalten ist entspannt; in schnellen Kurven schiebt das SUV nach außen. Auffällig sind die Reifen, die bereits bei kräftigem Tritt aufs Gaspedal durchdrehen. Dafür ist das Fahrwerk gut abgestimmt, die Lenkung aber etwas indirekt. Nervig sind die Assistenzsysteme, die besonders empfindlich reagieren.
Viel Platz, lange Garantie
Ein großer Pluspunkt ist das Platzangebot im KGM Torres EVX. Der Kofferraum fasst 702 bis 1662 Liter, und vorn sowie im Fond gibt es großzügig Platz für vier bis fünf Personen. Das Infotainment ist modern und mit zwei Bildschirmen ausgestattet, zum Teil ist die Bedienung aber etwas hakelig. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Materialien fühlen sich hochwertig an. Ein Nachteil ist, dass das Basismodell keine Wärmepumpe besitzt.
Ein Alleinstellungsmerkmal des südkoreanischen SUVs ist seine Garantie: Sie liegt bei sieben Jahren oder 150.000 km, für die Batterie sogar bei zehn Jahren oder einer Million Kilometern. Das ist auf dem Automarkt einzigartig. Einfach wird es KGM in Deutschland trotzdem nicht haben. Konkurrenten sind beliebte Modelle wie der Škoda Enyaq iV oder der Volkswagen ID.4.
Wie viel kostet der KGM Torres EVX?
Der KGM Torres EVX liegt bei etwas über 40.000 €. Für ein elektrisches SUV mit über 4,70 Meter Länge ist er damit vergleichsweise günstig.
KGM Torres EVX: Reichweite und Ladedauer
Der KGM Torres ist mit einer 73,4 kWh starken Batterie ausgestattet; weitere Optionen gibt es derzeit nicht. Damit erreicht er eine durchschnittliche Reichweite von bis zu 462 Kilometer. Der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 18,7 kWh auf 100 km an.
Die Ladeleistung ist zwar besser als bei den Vorgängern von SsangYong, aber immer noch nicht konkurrenzfähig. 120 kW sind heute zu wenig, wenngleich die Ladezeit von 28 Minuten am Schnelllader (von zehn auf 80 %) in Ordnung geht. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Schnellladestation, die 350 kW zum Aufladen bereitstellt. Sind es nur 100 kW, benötigt der Akku des KGM Torres EVX 37 Minuten, um von 20 auf 80 Prozent seines Batterieladestandes zu kommen.
Der Verbrauch des Elektro-SUVs liegt für ein Fahrzeug dieser Größe und dieses Gewichts bei durchschnittlich 18,7 kWh auf 100 Kilometer. In Benzin umgerechnet, entspräche das einem Durchschnittsverbrauch von etwa zwei Litern. Die Reichweite des Torres beträgt nach dem allgemein gültigen WLTP-Testzyklus bei 462 Kilometer. Dies sind für dieses Segment und den von KGM aufgerufenen Preis ordentliche Werte. Nimmt man diese Daten als Grundlage, kostet es bei einem durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde ungefähr 16 Euro, um die Batterien des Torres EVX voll aufzuladen.
Leistung und Fahrkomfort
Zum rustikalen Äußeren des KGM Torres EVX passt nicht ganz, dass das Elektro-SUV nur mit Frontantrieb ausgestattet ist. Dies schränkt seinen Offroad-Einsatz deutlich ein. Spätestens an einem Hang mit Schotterstraße bekommt das SUV Traktionsprobleme. Auch die Bodenfreiheit ist durch tiefe Überhänge in der Karosserie nicht geländetauglich.
Der EVX wird aber hauptsächlich im Alltag und als Firmenwagen auf deutschen Straßen unterwegs sein. Zur Auswahl steht nur ein Motor: Das SUV erreicht eine Leistung von 152 kW bzw. 207 PS. Dies ist für ein Fahrzeuggewicht von etwa zwei Tonnen ein vernünftiger Wert. Die höchste Geschwindigkeit beträgt 175 km/h; von null auf 100 km/h beschleunigt der KGM Torres EVX in 8,1 Sekunden.
In schnell gefahrenen Kurven schiebt der Torres nach außen, was die Assistenzsysteme etwas zu rustikal abfangen. Insgesamt bleibt das südkoreanische SUV stets sicher auf der Straße. Die Federung ist gut abgestimmt und für einen Offroad-Look-Stromer eher sanft ausgelegt. Grobe Fugen und Schlaglöcher auf der Straße bügelt das Fahrwerk souverän weg. Die Lenkung ist indirekt, aber ausgewogen und steuert den EVX angenehm über die Straße. Ein Schwachpunkt sind die "Nexen Rodian"-Reifen, die relativ früh den Grip verlieren und sich bereits beim schnelleren Anfahren bemerkbar machen.
Entspanntes Fahrverhalten
Trotz seines kantigen Designs ist der KGM Torres EVX im Vergleich zu anderen Elektro-SUVs sparsam unterwegs. Im Test pendelte sich der EVX auf einer Strecke zwischen zwölf und 17 kWh auf 100 Kilometer ein, was einen Gesamtschnitt von etwa 15 kWh ergab. In diesen Bereichen bewegt sich sonst nur Tesla.
Ganz anders sieht das auf der Autobahn aus. Hier zeigt das an Jeep-Fahrzeuge angelehnte Design seine Schwächen. Neben dem markanten Auftritt gibt es beispielsweise Haltegriffe auf der Motorhaube, die rein ästhetische Gründe haben, oder eine Dachreling. All dies sorgt für mehr Luftwiderstand und einen höheren Verbrauch, der bei Geschwindigkeiten von über 100 km/h auf etwa 22 kWh im Durchschnitt ansteigt. Auffällig im Test war auch, dass der Geräuschpegel im KGM Torres EVX auf der Autobahn merklich anstieg. Der Hersteller selbst gibt einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 18,7 kWh auf 100 km an, womit eine Reichweite von 462 Kilometer im Sommer tatsächlich zu schaffen ist.
Insgesamt ist das südkoreanische SUV eher ein entspannter Cruiser, der seine Offroad-Fähigkeiten nur vortäuscht, da er im Gelände nicht weit kommt. Auch auf der Autobahn stößt er schnell an seine Grenzen und fühlt sich trotz ordentlicher Beschleunigung und einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h eher in der Stadt und auf der Landstraße wohl. In Kombination mit den bequemen Sitzen lässt es sich hier aushalten. Wären da nur nicht die nervigen Assistenzsysteme, die, typisch asiatisch, lieber einmal mehr als weniger bimmeln, um auf vermeintliche Gefahren hinzuweisen – sei es, weil Fahrende zu schnell unterwegs sind, sich den Spurbegrenzungen nähern oder Schlüssel und Handy im Auto vergessen wurden.
Platz und Praxistauglichkeit
Mit einer Länge von 4,72 Meter befindet sich der KGM Torres EVX an der Grenze zwischen Kompakt- und Mittelklasse. Die Breite des SUVs beträgt 1,64 Meter, die Höhe 1,73 Meter. Mit diesen Maßen ist der EVX nicht so sperrig, wie er aussieht. Auffälligstes Detail am Heck ist die angedeutete Abdeckung für einen Ersatzreifen. Dies zitiert klassische Offroader und ist ein typisches Merkmal der KGM-Fahrzeuge; mehr als ein Designelement ist es jedoch nicht.
Den Kofferraumgriff hat der südkoreanische Hersteller trotzdem seitlich rechts angebracht. Das verleitet zu der Annahme, dass sich die Klappe zur Seite öffnet, dem ist jedoch nicht so. Im Griff befindet sich eine Taste, nach deren Aktivierung die Kofferraumklappe elektrisch (aufpreispflichtig) nach oben schwingt.
Die Kofferraumkapazität beträgt 702 Liter. Mit der umgelegten Sitzbank, die sich im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel teilen lässt, erweitert sich der Stauraum auf über 1.662 Liter. Lange Gegenstände müssen aber über die vom Boden abstehenden Sitze gehoben werden. Die Ladekante ist relativ hoch, dahinter gibt es eine Stufe zum restlichen Laderaum. Dieser wirkt eher grobschlächtig mit seinen Kunststoffabdeckungen für die Radverkleidung. Es gibt einen doppelten Ladeboden, der sich in drei Fächer aufteilt, in denen Dinge wie Warndreieck, Verbandskasten und Ähnliches untergebracht werden können.
Viel Platz auf allen Sitzen
Das Platzangebot im KGM Torres EVX ist im Vergleich zum KGM Korando noch einmal gewachsen. Die Sitzposition ist angenehm hoch, die Füße passen unter die Vordersitze, und die Beinfreiheit ist komfortabel. Die Kopffreiheit ist selbst für große Menschen üppig. Die Lehne der Rücksitzbank ist etwas flach und lässt sich nicht nachjustieren, die Kopfstützen könnten aber gerne noch etwas weiter ausziehbar sein. ISOFIX-Adapter für Kindersitze gibt es an den Außenpositionen im Fond zwischen den Sitzpolstern, leider ohne Kappen oder Klappen. In der Mitte klappt eine Armlehne mit zwei Becherhaltern auf. Am Ende des Mitteltunnels befinden sich zwei weitere Fächer und ein USB-Anschluss zum Laden des Smartphones. An den Rückseiten der Vordersitze sind Taschen angebracht, um etwa ein Tablet zu verstauen.
Auf den vorderen Sitzen gibt es genügend Platz für Kopf und Beine. Die Sitzposition ist angenehm erhöht, der Blick nach hinten durch die flache Heckscheibe nicht sonderlich gut. In der Mittelkonsole befindet sich ein Ablagefach für das Smartphone, darunter zwei USB-Anschlüsse zum Laden. Wer induktiv Strom zapfen will, findet die dazugehörige Schale vor der Armlehne im Mitteltunnel. Davor gibt es zwei weitere Becherhalter. Das Handschuhfach öffnet sich gedämpft und ist ausreichend groß dimensioniert. In den Türen befinden sich weitere große Ablageflächen, in denen zum Beispiel eine Wasserflasche Platz findet. Unter der Armlehne ist ein weiteres großes Fach, in dem zusätzliche Gegenstände untergebracht werden können.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Im Cockpit orientiert sich KGM am aktuellen Zeitgeist im Automobilbau. Fahrende blicken auf zwei 12,3 Zoll große Displays, die in einer Leiste untergebracht sind. Der volldigitale Tacho bietet mehrere Auswahlmöglichkeiten für die Ansicht, z.B. Navigation, Fahrassistenz oder Bordcomputer. Der Touchscreen des Infotainments arbeitet wie ein Tablet: Die Icons lassen sich wie Apps auswählen und starten die jeweilige Funktion oder Einstellungsmöglichkeit. Schade ist, dass es kein direktes Bedienelement für die Klimaeinstellungen gibt; dies muss auf dem Bildschirm erledigt werden. Immerhin bietet das Lenkrad eine Kombination aus Tasten und Kippschaltern an, um wichtige Funktionen zu steuern.
Für die Innenausstattung haben sich die Designer des südkoreanischen Herstellers für eine Kombination aus verschiedenen Kunststoffen mit unterschiedlichen Haptiken entschieden. Ergänzt wird dies durch Chromapplikationen, die für farbliche Abwechslung sorgen. Auf Klavierlack verzichtet KGM vollständig. Das hat den Vorteil, dass das Interieur nicht schon nach wenigen Minuten mit einem Tuch abgewischt werden muss. Für weitere Auflockerung sorgen Kontrastnähte und Dekorleisten.
Der KGM Torres EVX ist in drei Ausstattungslinien erhältlich: "Bronze", "Platinum" und "Titanium". In der niedrigsten Ausstattungsstufe kommt das SUV mit Stoffsitzen, gefolgt von Kunstleder- und echten Ledersitzen. Der Fahrersitz ist in allen Varianten höhenverstellbar, elektrisch wird es jedoch erst ab den beiden teureren Ausstattungslinien. Eine Sitzheizung hinten gibt es ab "Platinum". Immer an Bord sind die Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Digitalradio, Android Auto und Apple CarPlay. Die Navigationstechnologie stammt von TomTom. Auch die Rückfahrkamera spendiert KGM in jeder Ausstattungslinie. Wer das 360°-Kamerasystem mit 3D-Funktion bevorzugt, muss zur Vollausstattung greifen.
Das kabellose Laden des Smartphones ist ab "Platinum" möglich, das elektrische Glasschiebedach gibt es nur in "Titanium". Ebenso optional sind Ambientebeleuchtung, beheizbares Lenkrad und ein Sonnenschutzrollo hinten. Optional sind Ambientebeleuchtung und Sonnenschutzrollo hinten.
Sicherheit und Schutz
Der KGM Torres EVX bietet umfangreiche Sicherheitsfeatures für seine Insassen. Dazu zählen acht Airbags – an der Front, im Kniebereich, an den Seiten, als Center- und als Vorhang-Airbag installiert. Die Chassis-Konstruktion besteht aus hochfestem Stahl mit einem Anteil von bis zu 81 Prozent, was den Schutz von Fahrenden und Passagieren gewährleistet.
Ebenfalls immer an Bord ist eine Reihe von Assistenzsystemen. Diese unterstützen die Fahrenden und tragen zur Erhöhung der Sicherheit bei. Stets dabei sind Berganfahr- und Bergabfahrhilfe, ein automatisches Notbremssystem, ein Frontkollisionswarner, der beispielsweise den Fußgängerschutz verbessert und vor einem Crash eingreifen kann, ein Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Müdigkeitswarner, eine elektrische Parkbremse und ein Reifendruckkontrollsystem. Optional erhältlich sind ein Toter-Winkel-Assistent mit Querverkehrswarner, der eingreift, wenn Fahrzeuge übersehen werden, ein Spurwechsel-Warnsystem und ein Ausstiegsassistent, der verhindern soll, dass beim Öffnen der Tür Radfahrer übersehen werden.
Zuverlässigkeit und Probleme
Der europäische Automarkt ist hart. Deshalb muss sich KGM ins Zeug legen, um die wählerischen Autokäufer hierzulande zu überzeugen, die noch immer skeptisch gegenüber unbekannteren Marken sind. Der südkoreanische Hersteller gibt deshalb eine Garantie von sieben Jahren oder 150.000 Kilometer auf den Torres EVX. Die Fahrzeugbatterie ist sogar zehn Jahre oder eine Million Kilometer abgesichert; das heißt, in diesem Zeitraum muss sie noch mindestens 70 Prozent der ursprünglichen Ladekapazität aufweisen. Auf dem Automarkt ist das bisher einmalig.
Rückrufe für das Modell gab es bisher noch nicht. Da der KGM Torres EVX ein relativ neues Modell ist, gibt es noch keine große Auswahl an Kommentaren zu Zuverlässigkeit und Problemen. In Internetforen waren viele über die Qualität des SUVs überrascht, bemängelten aber, wie schnell die Vorderreifen durchdrehen, oder zeigten sich besorgt, dass es aufgrund der geringen Verkaufszahlen schwierig sein könnte, Ersatzteile zu bekommen. Andere Fahrende störte die Software, die zu früh eingriff und mit ständigen Warntönen nervte.