Fiat Topolino Testbericht
Italienischer wird es nicht: Der Fiat Topolino ist ein Mini-Auto, das eigentlich gar keins ist. Dafür kann er schon ab 15 Jahren gefahren werden und hat viel Charme.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
Fiat Topolino: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des Fiat Topolino
Irgendetwas scheint Fiat richtig zu machen, wenn es um Kleinwagen geht. Man braucht sie nur anzusehen und schon ist man ein wenig verliebt. Das war schon beim Fiat 500 so und auch der Fiat Topolino weckt diese Gefühle. Man möchte einfach auf dieses kleine Autochen zugehen und es in die Arme schließen. Dabei ist der Fiat Topolino eigentlich exakt dasselbe Auto wie die baugleichen Opel Rocks-e und Citroen Ami, mit dem kleinen Unterschied, dass der Italiener für den Kuschelfaktor schlappe 2.000 Euro mehr verlangt. Dafür gibt es ein schickeres Innenleben, aber auch eine Front, die sich vom Heck unterscheidet - im Gegensatz zu den gleichförmigen Brüdern aus dem Stellantis-Konzern.
Das lässt die Fahrenden des Fiat viel verzeihen. Wenngleich der Topolino wie ein Auto aussieht, ist er keines. Gesetzlich ist er ein vierrädriger Roller, den mit dem Führerschein L6e bereits 15-jährige fahren können - dieser muss aber auf einem Zweirad erworben werden. Der Topolino braucht dafür keine TÜV-Plakette und es wird keine Versicherung fällig.
Der Nachteil ist ein rustikaler Innenraum aus Hartplastik mit wenig Annehmlichkeiten. Die Sitze sind hart und nur der Fahrendensitz kann vor- und zurückgeschoben werden. Standard-Auto-Features wie ABS und ESP gibt es nicht. Selbst Heizung, Klimaanlage und Radio spart sich der Fiat Topolino. Er ist eben doch eher ein Roller mit Dach. Auch der Fahrkomfort, wenn sich das so nennen lässt, ist ruppig. Jedes Schlagloch ist zu spüren, Kopfsteinpflaster sollte man lieber meiden und im Innenraum ist es aufgrund der fehlenden Dämmung sehr laut. Da klingt sogar so ein kleiner Elektromotor wie ein Düsentriebwerk.
Als Motorisierung steht ein acht PS starker E-Motor zur Verfügung, der den Topolino in etwa zehn Sekunden auf seine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h beschleunigt. Die elektrische Reichweite liegt bei 75 km/h, zu beachten ist allerdings, dass der Fiat nur mit einem herkömmlichen Haushaltsstecker geladen wird und so vier Stunden benötigt, um seine Batterien zu füllen.
Trotz allem ist der Fiat Topolino ein pfiffiges kleines Nicht-Automobil, das Laune machen kann, wenn die Ansprüche nicht zu hoch sind. Wer einen günstigen Zweitwagen oder eine Alternative zum E-Roller sucht, ist beim Fiat Topolino gut aufgehoben. Der ist immer noch 7.000 Euro günstiger als der Dacia Spring, Deutschlands preiswertestes Elektroauto. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass der Opel Rocks-e und der Citroen Ami 2.000 Euro weniger kosten als der Topolino und fast vollständig baugleich sind. Den Charme des kleinen Italieners können sie aber nicht vermitteln.
Wie viel kostet der Fiat Topolino?
Fiat Topolino: Reichweite und Ladedauer
Der Fiat Topolino sieht zwar ein wenig aus wie der originale 500, doch eigentlich handelt es sich bei dem Wägelchen um ein Mofa mit vier Rädern. Das heißt, seine Geschwindigkeit ist auf 45 km/h beschränkt und er darf schon ab 15 Jahren gefahren werden. Der Fiat Topolino wird rein elektrisch betrieben, kann aber nicht mit einem Elektroauto mithalten. Es gibt eine Motorisierung und Batterie, die sieben Kilowattstunden fasst. Netto sind es allerdings nur 5,4 Kilowattstunden. Die Ladeleistung des Topolino ist überschaubar, um nicht zu sagen vollkommen unzeitgemäß. Der kleine Italiener schafft maximal 2,3 Kilowattstunden AC, nach einer Ladedauer von vier Stunden sind die Batterien des Fahrzeugs zu 100 Prozent geladen.
Ein Manko hat das Aufladen des Topolino allerdings: Der kleine Stromer kann nur an einer Haushaltssteckdose geladen werden, in der Tür verstecken sich Kabel und Stecker, die wie bei einem defekten Staubsauger nach dem Laden wieder hineingefummelt werden müssen. Dadurch ist der Fiat Topolino auf kurze Strecken beschränkt, da er an Ladestationen ohne Adapter keinen Strom nachtanken kann. Aufgrund des geringen Gewichts ist er aber sparsam im Betrieb. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,2 bis 8,0 Kilowattstunden auf 100 Kilometer kommt der Topolino auf eine Reichweite von 75 Kilometer. Das sorgt für unschlagbar günstige Ladekosten. Eine volle Batterie mit 75 Kilometer Reichweite und ein Verbrauch von 7,2 Kilowattstunden kostet bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde weniger als zwei Euro.
Leistung und Fahrkomfort
Die Fahrzeugklasse, in der sich der Fiat Topolino bewegt, schränkt den Stadtflitzer bezüglich Leistung, Motor und Geschwindigkeit ein. „L6e” nennt sich diese und besagt unter anderem, dass der Topolino nicht mehr als 425 Kilogramm ohne Batterie wiegen und nicht schneller als 45 km/h fahren darf. Seine Leistung liegt bei sechs kW, das entspricht 8,2 PS. Sicherheitssysteme oder Fahrassistenten gibt es nicht, was sich auf das Fahrverhalten des Fiats auswirkt. Ins Wageninnere geht es per Tür, die auf einer Seite entgegen der Fahrtrichtung öffnet oder, in der Variante Dolcevita mit Textildach, einfach ohne. Hier wird der offene Türschacht wie bei einem Strandbuggy, mit einem, Achtung, kein Witz, Seil gesichert. Das ist nicht nur etwas für Mutige, sondern auch für Hartgesottene. In den Fiat Topolino Dolcevita weht es ordentlich hinein und wenn es regnet, werden die Reisenden nass. Irgendwie passt das aber auch zum rustikalen Charme des Fahrzeugs.
Los geht die holprige Fahrt klassisch mit dem Drehen des Schlüssels, dann auf D drücken und die Handbremse lösen. Aufgrund des geringen Gewichts geht es zügig zur Sache. In zehn Sekunden erreicht der Fiat Topolino seine höchste Geschwindigkeit von 45 km/h. Leise geht die Beschleunigung aber nicht vonstatten. Da es so gut wie keine Dämmung gibt, ist das Surren des E-Motors laut im Innenraum zu hören. Bei Höchstgeschwindigkeit, die im Stadtverkehr fast durchgängig abgerufen wird, kann das schnell nerven. Das reicht, um mit Autos im belebten Verkehr mitzuhalten, etwas mulmig ist einem dabei aber schon zumute, wenn Lkws und große SUVs vorbeifahren. Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Auf Abschnitten mit Tempo 60 oder Tempo 80 wird der Topolino schnell zum Verkehrshindernis. Und eigentlich darf er hier auch gar nicht fahren.
Brettharte Straßenlage im Fiat Topolino
Allzu viel Komfort sollte man von dem Fiat nicht erwarten. Die Sitze sind nur leidlich gepolsterte Kunststoffschalen, die Federung verdient kaum ihren Namen. Auf Kopfsteinpflaster beginnen unweigerlich die Zähne zu klappern. Der Fiat Topolino ist aber auch weniger für klassische AutofahrerInnen gedacht als für junge Fahrende, die ein Dach und vier Reifen einem Roller vorziehen. Für die gilt allerdings: Wer den Topolino oder einen seiner Konzern-Brüder Citroën Ami und Opel Rocks fahren will, muss den Führerschein auf einem Zweirad machen. Dafür wird für den Fiat keine Kfz-Steuer fällig und er muss nicht zur Hauptuntersuchung beim TÜV.
Platz und Praxistauglichkeit
Der Fiat Topolino ist ein echter Winzling. Er ist 2,54 Meter lang, besitzt eine Breite von 1,4 Meter und eine Höhe von 1,53 Meter. Der Radstand liegt bei 1,73 Meter. Mit diesen Maßen schlägt er locker den ehemaligen Parklücken-König Smart Forfour. Der ist einen ganzen Meter länger als der kleine Fiat. Einen Vorteil für die Übersicht bieten die kurzen Fahrzeugmaße allerdings nicht. Die Seitenspiegel sind winzig und lassen sich nur per Hand einstellen (was auf der Beifahrendenseite schwierig zu bewerkstelligen ist), der Rückspiegel ist nicht viel größer und mit einem Saugnapf direkt an der Scheibe angebracht. Durch die extrem senkrecht eingebaute Windschutzscheibe und die weit hinten eingebauten Sitze sind hoch stehende Ampeln an Kreuzungen nur durch das Glasdach zu erkennen.
Der Nachteil dieses ultra kompakten Fahrzeugs ist der mangelnde Stauraum, einen dezidierten Kofferraum gibt es nicht. Das Stauvolumen gibt Fiat mit 63 Litern an, damit ist der Platz im Fußraum des Beifahrendensitzes und hinter den Rücklehnen gemeint. Eine echte kofferraumkapazität ist das natürlich nicht, zumal das Gepäck so durch den Innenraum des Fiat Topolino purzelt. Im Falle des Beifahrendensitz ist der Abstellplatz zumindest durch ein Netz zur Pedalerie hin abgeschirmt. Größeres Gepäck soll vor dem Beifahrendensitz verstaut werden, kleinere Dinge hinter den Lehnen. Optional gibt es einen Heckgepäckträger und einen schicken Koffer im Retro-Stil, der während der Fahrt aber nicht am Heck angebracht werden darf.
Trotz kleinem Innenraum viele Verstaumöglichkeiten
Dafür ist das Platzangebot im Innenraum in Ordnung. Der Fahrendensitz lässt sich vor- und zurückschieben, allerdings nicht in der Höhe oder der Neigung verstellen. Der Platz des Beifahrenden ist fest ganz hinten montiert. Trotzdem kommt man sich aufgrund der geringen Breite des Fiat Topolino im Innenraum nicht ins Gehege. Umgelegt werden können die Sitze nicht, Vorrichtungen für Isofix, um einen Kindersitz sicher anzubringen, sind nicht vorhanden. Auch das Lenkrad kann nicht in der Höhe eingestellt werden. Der Sicherungskasten und der Stutzen zum Nachfüllen des Waschwassers befinden sich im Innenraum hinter den Sitzen.
Trotz der knappen Platzverhältnisse gibt es viele weitere Staumöglichkeiten im Innenraum. Am Armaturenbrett vor dem Beifahrendensitz ist ein Haken angebracht, an dem Einkaufstaschen aufgehängt werden können. In den Türen gibt es große Fächer, die sich über die gesamte Breite ziehen und ebenfalls mit einem Netz gesichert werden. Hier lassen sich wirklich eine ganze Reihe von Dingen unterbringen, die während der Fahrt so verstaut werden müssen, dass sie nicht durch den Topolino rutschen. Auf den Armaturen liegt eine mit zwei Lederriemen gesicherte Rolle. Wird sie geöffnet, kommt darunter eine Leiste mit mehreren Fächern zum Vorschein. Das sieht schick aus und lässt Strandgefühle aufkommen, um während der Fahrt irgendetwas zu erreichen, ist es allerdings ziemlich umständlich. Vor dem Lenkrad ist ein weiteres Fach, in das z.B. eine Bluetooth-Box abgelegt werden kann, um während der Fahrt Musik zu hören.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Im Innenraum des Fiat Topolino geht es rustikal zu. Die komplette Innenausstattung besteht aus Hartplastik. Das liegt zum einen daran, um die Gewichtsvorgaben dieser Fahrzeugklasse zu erfüllen, aber natürlich hält das auch den Preis niedrig. So liegen z.B. die Streben am Dach vollkommen offen, hier wurde vollkommen auf Verkleidungsmaterial verzichtet. Im Vergleich zu den Konzern-Geschwistern Opel Rocks-e und Citroën Ami wirkt der Topolino aber verspielter. Das liegt vermutlich an den farblichen Applikationen im Innenraum, dem weiß umrandeten Tacho oder auch der serienmäßigen Box im braun-weiß gestreiften Retro-Look mit Lederriemen.
In der Basisausstattung ist immer das große Glasdach an Bord, es sei denn, die Dolcevita-Variante wurde ausgewählt. Dann sorgt der Fiat Topolino für Frühlingsgefühle mit einem Stoffverdeck, aber auch für ordentlich Seitenwind, weil es statt Türen nur ein Tau gibt. Sonderausstattungen im klassischen Sinne gibt es für den Elektro-Mini nicht. Wahlweise lässt sich ein Koffer mit Fiat Logo dazu bestellen. Ein ebenso ungewöhnliche Extras: ein Handventilator für Frischluftzufuhr, ein Trinkbecher, eine Bluetooth Box und ein Überzug für den Sitz, falls die Reisenden direkt vom Strand einsteigen. Das ist dann wohl wirklich Dolce Vita. Weniger angenehm ist, dass der Fiat Topolino weder Heizung noch Klimaanlage besitzt. Das Gebläse, das nur auf einer Stufe läuft, dient ausschließlich dazu, Kondenswasser auf der Frontscheibe verschwinden zu lassen. Und selbst diesen Job erledigt das System nur leidlich. Außerdem gibt es sie nur im Standard-Modell, im Topolino Dolcevita ist sie wahrscheinlich wegen der fehlenden Türen nicht nötig.
Retro-Gefühle aber keine Belüftung und Heizung
Auch bei den Fenstern kommen Retro-Gefühle auf. Wie früher bei der Ente von Citroen, lässt sich die untere Hälfte der Scheibe ausstellen. Eine ähnlich simple Technologie kommt beim Tacho des Cockpits zum Einsatz. Der besteht aus einer schwarz-weißen Digitalanzeige, die lediglich die Geschwindigkeit, die Restreichweite und die insgesamt gefahrenen Kilometer anzeigt. Das Infotainment ist denkbar einfach: Auf der Mittelkonsole gibt es eine Halterung für das Smartphone, das für Navigation und musikalische Unterhaltung sorgt.
Sicherheit und Schutz
Großer Schwachpunkt des Fiat Topolino ist seine Sicherheit. Die entspricht in keiner Weise dem eines Autos. Elektronische Hilfsmittel, Assistenzsysteme oder ein dezidierter Fußgängerschutz sind nicht vorhanden. Die DEKRA testete im Auftrag der TV-Sendung „Automobil - das VOX Automagazin" unter anderem den Topolino beim Crash mit einem entgegenkommenden Auto mit einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Den Ergebnissen zufolge wäre das für beide Reisenden tödlich gewesen.
Auch wenn er so aussieht, ist der Fiat Topolino aber kein Auto und kann dementsprechend auch nicht so beurteilt werden. Das elektrische Kleinstfahrzeug entspricht eher einem Roller oder einem Mofa. Hier bietet der Topolino einige Vorteile bezüglich seines Sicherheitsniveaus. Der Fiat besitzt eine stabile und geschlossene Fahrerkabine, die die Reisenden schützt. Außerdem gibt es Dreipunkt-Sicherheitsgurte und die Batterie befindet sich unter den Sitzen in einem speziellen Bereich, der vor Aufprallereignissen geschützt ist.
Zuverlässigkeit und Probleme
Fiat gewährt auf den Topolino eine Garantie von zwei Jahren, unabhängig von der Laufleistung des Fahrzeugs. Die Batterie ist drei Jahre oder 40.000 Kilometer abgesichert, die Leistung darf sich in dieser Zeit um etwa 30 Prozent reduzieren. Fiat empfiehlt eine Wartung des Topolino alle zwei Jahre, darin unterscheidet er sich von den anderen Elektro-Modellen des Herstellers. So gibt es z.B. auch keine Garantie gegen Durchrostung.
Bisher musste Fiat den Topolino einmal in Italien zurückrufen, mit einem ungewöhnlichen Anliegen. Mitte 2024 schickte der Hersteller eine E-Mail heraus, in der Fiat die Fahrenden des Topolino In Italien darum bat, eine Werkstatt aufzusuchen, um zwei Aufkleber der italienischen Flagge in den Türen entfernen zu lassen. Grund war, dass einige Modelle die Grenze nicht passieren durften. Das ist zurückzuführen auf das „Made in Italy”-Gesetz, das Verbraucher vor irreführenden Bezeichnungen schützen soll - der Fiat Topolino wird in Marokko gebaut. Ein ähnliches Problem hatte Alfa Romeo schon mit seinem Modell Milano, das in Junior umbenannt werden musste, weil es nicht in Italien hergestellt wird.
Probleme gab es beim Fiat Topolino in der Vergangenheit vor allem bei den Lieferzeiten, die wesentlich länger ausfallen als vom Hersteller angegeben. Über die Zuverlässigkeit lässt sich aufgrund der geringen Verkaufszahlen in Deutschland wenig sagen, Fahrende von Opel Rocks-e und Citroën Ami klagen bei den baugleichen Modellen allerdings über Wasser im Innenraum bei Regen und einer sehr laute Geräuschkulisse im Innenraum.