Geschichte des Elektroautos: Von der Kutsche zum E-Auto made in Germany
31. März 2021 von Irene Wallner

In 2021 feiert das Elektroauto seinen 133. Geburtstag, denn – man höre und staune – so lange gibt es den umweltfreundlichen Antrieb schon. Natürlich würde man ein damaliges E-Auto nicht mehr mit heutigen Hightech-Kutschen vergleichen, doch grundsätzlich ist die Idee, ein Fahrzeug mit Strom anzutreiben, nicht neu.
Es muss eine Sensation gewesen sein, als plötzlich keine Pferde mehr die Kutschen zogen, und sie wie von Zauberhand selbst fuhr – dank Elektroantrieb. Doch bis es zu E-Autos kam, die wir heute kennen, war es ein langer Weg.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Faraday und Davenport schafften die Voraussetzungen für das erste E-Auto
- Als erstes E-Auto gilt der Flocken Elektrowagen von 1881
- In Amerika fuhren 38 % aller Fahrzeuge im Jahr 1900 elektrisch
- Elektrischer Anlasser macht Benziner alltagstauglicher
- Ölkrise der 1990er Jahre fördert die Wiedergeburt des E-Autos
Warum es so lange gedauert hat, bis sich das Elektroauto durchsetzen konnte, erfahren Sie im Folgenden. Hier erstmal eine Auswahl an top E-Autos der modernen Zeit:
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Ende des 19. Jhdt.: Das Zeitalter der E-Autos beginnt
Bevor ein Elektroauto überhaupt möglich wurde, waren einige Voraussetzungen erforderlich. Dazu gehören natürlich die Entdeckung des Elektromagnetismus durch den Physiker Michael Faraday im Jahre 1821 und die Entwicklung des ersten rein elektrischen Gleichstrommotors durch den Amerikaner Thomas Davenport 1834. Doch bis es zum ersten Elektroauto kommen sollte, vergingen noch einige Jahre.
Made in Germany: Das erste Elektroauto kommt aus Deutschland
Wann gab es denn nun das erste Elektroauto? Den Grundstein legte der Franzose Gustave Trouvé im Jahre 1881 mit einem elektrisch angetriebenen Dreirad. Damit konnte man 12 km/h schnell sein und das war es, was schließlich im Jahre 1888 in das erste vierrädrige E-Auto gipfelte – erfunden von einem Deutschen: Andreas Flocken. Dieser hatte eine Kutsche mit einem 0,7 kW starken Elektromotor ausgestattet, der das Gefährt auf 10 km/h beschleunigen konnte. Somit brauchte man keine Pferde mehr und war auch noch schneller.
Eine Rekonstruktion des Flocken Elektrowagens von Franz Haag. Bilder: Franz Haag
Ob das Flocksche E-Auto wirklich das erste war, kann nicht mehr genau festgestellt werden. Tatsache ist, dass es als erstes Elektroauto seiner Art gilt, da frühere Dokumente für andere Gefährte nicht vorliegen. Auch der Amerikaner William Morrison hat sich in diesem Bereich als Entwickler hervorgetan und ab 1887 mehrere Elektroautos gebaut, wobei es nur für zwei Fahrzeuge auch Belege gibt.
Der sogenannte Flocken Elektrowagen existiert leider nicht mehr im Original, doch man kann eine Rekonstruktion von Franz Haag als Leihgabe an wechselnde Museen in Deutschland bestaunen.
Elektroauto-Boom in den Jahren 1890 bis 1911
Ein regelrechter Boom um das Elektroauto wurde um die Jahrhundertwende ausgelöst. Im Jahr 1900 waren auf den Straßen Amerikas ungefähr 34.000 Elektroautos unterwegs, was ca. 38 Prozent aller Fahrzeugen entsprach. Außerdem waren die Reichweiten schon recht hoch, 100 Kilometer waren keine Seltenheit. Im Jahr 1897 kam es zu einer bedeutenden Versammlung des “Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins”, um darüber zu diskutieren, welche Antriebsart in Zukunft weiterentwickelt werden sollte: Dampf, Ölmotor oder elektrische Energie. Auf die Straßen sollten ölbetriebene und elektrische Fahrzeuge, die Dampfmaschinen sahen sie nur auf den Schienen.
Zwischen 1896 und vor Kriegsbeginn 1939 haben sich weltweit fast 565 Hersteller mit dem Thema Elektroauto befasst, darunter in Deutschland auch Marken wie Siemens oder Hercules, wobei der amerikanische Hersteller Ford der produktivste von allen war.
Nachdem also der Flocken Elektrowagen erschienen war, ging alles recht schnell und bereits erwähnter William Morrison brachte 1890 ein kutschenähnliches Auto auf die Straße, das über einen 2,5 PS starken Elektromotor und acht große Batterien verfügte. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 12 km/h – es sollte zum riesigen Erfolg werden.
Die niedrigen Geschwindigkeiten änderten sich erst einige Jahre später, nämlich 1899, als der belgische Rennfahrer Camille Jenatz die Kutschenform gegen einen torpedoförmigen Wagen eintauschte und so einen 25 kW starken Rennwagen baute, der sagenhafte 105 km/h schnell fuhr – so etwas hatte man bis dahin noch nie gesehen, solche Geschwindigkeiten waren unvorstellbar.
Alles sah also nach einem Siegeszug des Elektroautos aus, denn man konnte schnell fahren, hatte gute Reichweiten und auch die alte Kutschenform gehörte der Vergangenheit an. Doch dann kam 1911 die Wende.
Der Benziner kommt zurück: Das (vorläufige) Ende des E-Autos
Fans der frühen Elektroautos müssen jetzt stark sein, denn alles änderte sich, als im Jahre 1911 der Amerikaner Charles Kettering den elektrischen Anlasser für den Ottomotor erfand. Somit wurde der bis dahin ebenso umständliche Benziner, den man zum Starten mit viel Kraftaufwand ankurbeln musste, plötzlich salonfähig. Beim E-Auto war das Kurbeln immer noch nötig. Nachdem im Jahr 1913 Ford anfing, sich von Elektromotoren abzuwenden und Verbrennermodelle produzierte, folgten auch andere Hersteller dieser Neuausrichtung. Das trug zusätzlich dazu bei, dass das E-Auto langsam von der Bildfläche verschwand.
Der zweite Punkt war die Reichweite. Mit einem Verbrenner konnte man deutlich längere Strecken fahren, als mit einem Elektroauto. Öl war in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts enorm günstig und man hatte etwas Respekt vor den sensiblen Akkus der Elektroautos. Alles zusammen war der Benziner damit klar im Vorteil, weshalb er nach und nach die erfolgreichen Jahre des E-Autos beendete. Spätestens in den 1920er Jahren waren die Benziner wieder voll etabliert und konnten die E-Autos ablösen.
Die Dominanz der Verbrennermotoren hielt viele Jahrzehnte, doch die Elektroautos verschwanden nicht völlig, sie waren im Hintergrund als Nischenfahrzeuge immer noch zu finden. Beispielsweise als Milchautos in den USA, im öffentlichen Nahverkehr oder als Postautos in der ehemaligen DDR. Ein Umdenken wurde erst in den 1990er Jahren durch die Ölkrise als Folge des Golfkrieges ausgelöst, zusätzlich wurde zu dieser Zeit das Umweltbewusstsein wieder geschärft. Das E-Auto bekam eine neue Chance.
Die Wiederentdeckung des Elektroautos
Mehr als 70 Jahre lang schlummerte das Elektroauto, um schließlich um 1990 herum langsam aus seinem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Ölkrise und ein geschärfter Blick auf die Umwelt rückten alternative Energien wieder ins Blickfeld. Ab Mitte der 1990er Jahre wagten sich dann auch die renommierten Hersteller wie Toyota, Nissan oder General Motors an die Entwicklung von E-Autos und es kamen unter anderem der Toyota Prius, der RAV4 EV und der EV Plus von Honda auf den Markt.
Den richtigen Durchbruch schaffte das moderne Elektroauto aber erst im Jahr 2006 mit dem Verkaufsstart des Tesla Roadster. Tesla CEO Elon Musk ist seither fest mit dem Begriff Elektromobilität verbunden und sicher der Pionier der modernen und auch zukünftigen E-Autos – ein Andreas Flocken der Neuzeit.
Zum 125-jährigen Jubiläum des Elektroautos im Jahr 2013 sprangen dann Hersteller wie VW, BMW oder auch Kia auf den Elektro-Zug auf, und schickten den i3, den e-up und auch den Soul EV ins Rennen, was der Beginn der Elektrorevolution ist, die wir aktuell beobachten können.
Noch können sich die Verbrennermodelle behaupten, doch es wird sicher nicht mehr lange dauern, da wird es wieder einen Gleichstand geben – doch diesmal stehen die Chancen für das Elektroauto deutlich besser.