Dein Weg zum neuen Auto
Mit dem Namen Capri hat Ford seinem elektrischen SUV-Coupé keinen Gefallen getan. Die Fußstapfen des einstmaligen Klassikers waren einfach zu groß und der Aufschrei unter Fans entsprechend noch größer.
Aber Namen mal beiseite: Ist der Ford Capri trotzdem ein gutes Auto? Ja, schon irgendwie. Und warum gebe ich VW die Schuld daran, dass er nicht besser ist? Naja, dazu gleich mehr.
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Ich bin den Ford Capri (ab 36.382 €) gefahren – genauer gesagt die 52 kWh Standard-Version mit der Premium-Ausstattung – habe ihn auf Landstraßen, Autobahn und in der Stadt getestet. Im direkten Vergleich zu den Ford-Eigenentwicklungen, die ich noch am selben Tag fahren konnte, wie den Ford Puma Gen-E oder den Mustang Mach-E wird deutlich: Ford kann eigentlich mehr und hat sich mit dem Einkauf der VW-Plattform keinen Gefallen getan. Denn eigentlich stammen alle Kritikpunkte am Ford Capri von Volkswagen.
Hat wenig mit dem Capri zu tun
Ja, den Namen empfinden eingefleischte Fans als Farce: Der neue Ford Capri ist nicht mehr das schnittige Coupé, das er in den 60ern war. Mit einer Länge von 4,63 Metern und einer breiten Silhouette ist er deutlich gewachsen – sportlich für ein SUV, aber plump im Vergleich zum Ur-Capri.
Mich persönlich spricht das Design nicht an: Zu grobschlächtig geht Ford mit den Proportionen um. Es fehlt an Sicken, Kanten und filigranen Details. Sogar der ID.5 gefällt mir im Vergleich besser und auch der ist wahrlich keine Schönheit. Interessanterweise geht es mir bei den SUV-Versionen VW ID.4 und Ford Explorer anders. Nämlich genau umgekehrt – da punktet der Ford bei mir.
Du hast da etwas VW in deinem Ford
Das Interieur stammt zu großen Teilen ebenfalls von VW. Das schließt auch die nervige Touchbedienung am Lenkrad ein und das kleine Digitalinstrument. Dafür bekommt der Capri auch das gute VW Head-up Display. Gezielte Verbesserungen gibt es wenige: Der 14,6-Zoll-Hochkant-Touchscreen funktioniert hervorragend – für mich war der neue Bildschirm eine wahre Verbesserung im Vergleich zu VW, denn die Klimabedienung ließ sich nun präziser bedienen, weil der Arm Halt auf der Mittelarmlehne findet.
Ein netter Nebeneffekt ist das große Staufach hinter dem Display, das in meinem Test beim Verstauen von Kleinigkeiten wie Ladekabeln oder der Sonnenbrille wirklich nützlich war. Weitere praktische Detaillösungen bietet Ford, die VW nicht hat. Dazu gehören steckbare Plastikschachteln und Becherhalter an der Mittelkonsole, deren Position verändert werden kann. Oder der kleine Frunk, den es für 150 € im Zubehör gibt, um noch etwas Stauraum unter der Motorhaube zu nutzen. Schon beim ID.5 empfand ich den Kofferraum als überraschend groß für ein SUV-Coupé, aber beim Capri ist er mit 572 Litern nochmal größer.
Bei der Hutablage nutzt Ford eine flexible Mesh-Abdeckung, die mit der Kofferraumklappe nach oben fährt und daher beim Einladen nicht im Weg ist. Sie muss auch nicht entfernt werden, wenn hohe Gegenstände transportiert werden, sondern drückt sich durch ihre Flexibilität einfach weg.
Ford setzt sich beim Fahrwerk nicht durch
Endlich losgefahren zeigt sich eine dezente Schwäche des Capri. Während der VW ID.5 eine straffere Fahrwerksabstimmung bietet, die auch bei sportlicheren Fahrmanövern eine bessere Straßenlage zulässt, ist der Capri eher auf Komfort ausgelegt. Die Federung ist zwar weich, weswegen der Ford Capri bei meiner Ausfahrt angenehm Unebenheiten wegdämpft, aber bei schnellen Spurwechseln wankt das Fahrzeug spürbar.
Mein persönlicher Eindruck: Der Capri ist ein komfortabler Cruiser, aber den ID.5 habe ich sportlicher in Erinnerung. Die Lenkung ist präzise, aber es fehlt etwas an Feedback, besonders bei schnelleren Richtungswechseln. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal fällt mir am Ford Capri dann aber doch noch auf: der Mini-Wendekreis von 9,7 Metern – ein echtes Highlight.
Solide Reichweite eingekauft
Bei der Reichweite liefert die Volkswagen-Plattform aber eine solide Basis für den Capri. Bis zu 374 Kilometer fährt die von mir getestete 52 kWh Standard-Version in der Premium-Ausstattung. Wer mehr braucht, nimmt am besten den Extended Range RWD mit 77 kWh Batterie und kommt auf bis zu 627 km Reichweite.
Was mich aber schon bei VW störte, ist der fehlende One-Pedal-Drive-Modus und obwohl Ford einen solchen wirklich hervorragend im Puma Gen-E und Mustang Mach-E umgesetzt hat, gibt es ihn für den Ford Capri nicht! Noch nicht einmal eine vernünftig starke Rekuperation hat Ford den VW-Ingenieuren für den Capri abluchsen können. Stattdessen muss ich mit dem von VW bekannten B-Modus klar kommen, den sich das Fahrzeug zudem nicht merkt und jedes Mal erneut in D startet.
Mit einem Listenpreis von 42.400 € für die Einstiegsversion liegt der Ford Capri preislich auf Augenhöhe mit dem VW ID.5. Angesichts des guten Gesamtpakets ist das in Ordnung und definitiv nicht schlechter als der VW-Bruder – in einigen Details sogar besser. Warum ich nun aber einen Capri statt dem ID.5 kaufen sollte, kann mir auch Ford nicht zufriedenstellend beantworten. Denn wirklich abheben kann er sich nicht.