Dein Weg zum neuen Auto
Der VW Multivan T7 verspricht Pkw-Komfort, kämpft aber online mit einem Ruf als fehleranfällige Technik-Kiste. Wir haben uns selbst ans Steuer gesetzt und geprüft, ob der Kult-Bus wirklich hält, was er verspricht.
In den letzten Jahren hatte Volkswagen nicht unbedingt den besten Lauf, was die Qualität angeht. Während es bei den ID-Modellen langsam bergauf geht, brodelt die Gerüchteküche beim aktuellen Multivan in den Online-Foren gewaltig. Von Software-Bugs bis hin zu Dichtungsproblemen ist alles dabei.
Grund genug für uns, den T7 selbst unter die Lupe zu nehmen. Wir sind den VW Multivan eHybrid gefahren, um herauszufinden: Ist die Kritik berechtigt oder überwiegt am Ende doch der Fahrspaß? Zunächst zu den Punkten, die uns überzeugt haben …

Endlich Allrad für den Hybrid
Bisher schauten T7-Multivan-Fans in Sachen Allrad in die Röhre. Das änderte sich mit der neuen, getesteten Plug-in-Hybrid-Variante. Wir konnten auf der Testrunde wählen: Im Modus D wird die Hinterachse bedarfsgerecht zugeschaltet, also nur, wenn die zusätzliche Traktion hinten auch benötigt wird. Schalten wir hingegen auf S, gibt’s permanenten Allradantrieb. Das sorgt für ein echtes Sicherheitsplus, speziell bei schlechten Straßenverhältnissen.

Ein faires Garantie-Versprechen
Früher war bei VW nach zwei Jahren Schluss mit lustig. Das hat sich zum Glück geändert. Seit dem 1. Oktober 2024 spendiert Volkswagen Nutzfahrzeuge allen Neuwagen eine Fünf-Jahres-Garantie. Das rückt VW endlich auf Augenhöhe mit der ausländischen Konkurrenz und schafft das nötige Vertrauen bei der Anschaffung.

Flexibilität im Innenraum
Platz ist beim Multivan Ehrensache. Schon der Radstand von über drei Metern beeindruckt. Wir waren besonders von der Flexibilität beeindruckt: Die Sitze lassen sich auf Schienen verschieben oder komplett ausbauen, wodurch der Bus im Handumdrehen zum Transporter wird. Ein echtes Highlight ist die verschiebbare Mittelkonsole, die sich per Knopfdruck in einen Tisch verwandeln lässt – perfekt für die Pause zwischendurch.

Pkw-Feeling im Cockpit
Vergiss das Nutzfahrzeug-Gefühl vergangener VW Busse. Der T7 fühlt sich innen an wie ein moderner Golf. Das digitale Cockpit ist frei konfigurierbar, das Smartphone verbindet sich kabellos und die Sprachsteuerung reagiert prompt. Ein einfaches “Mir ist kalt” genügt und die Heizung legt los. Auch gut: die echten Tasten am Lenkrad.

Fahrverhalten auf neuem Niveau
Hier zeigt der Wechsel auf die Pkw-Plattform (MQB Evo) seine volle Stärke. Wir haben festgestellt: Dieser Bus fährt nicht mehr wie ein Bus. Er knarzt nicht, er klappert nicht und er liegt erstaunlich satt auf der Straße. Mit einer Systemleistung von satten 245 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h fühlt sich der Koloss fast schon sportlich an. Besonders in Kurven neigt sich der Aufbau deutlich weniger als früher.
Trotz der vielen Pluspunkte konnten wir die Augen vor den Schattenseiten nicht verschließen …

Der Preis-Schock
Das ist wohl der größte Dämpfer. Der Einstiegsdiesel startet bei rund 56.000 Euro, aber unser Testwagen in der Style-Ausstattung knackt locker die 83.000-Euro-Marke. Zum Vergleich: Der teuerste Ford Tourneo Custom Plug-in-Hybrid ist immer noch günstiger als die Basisversion des Multivan eHybrid. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist damit in Relation zur Konkurrenz nicht unbedingt das beste.

Kleiner Tank, hohe Reichweite?
45 Liter wirken für ein Reiseauto winzig. Dank Hybrid-System kommen wir im VW Multivan eHybrid zwar kombiniert auf etwa 700 Kilometer Reichweite, aber die magische 1.000-Kilometer-Marke bleibt ein unerreichbarer Luxus.
Hinzu kommt, dass die PHEV-Version des Ford Tourneo Connect 63 Liter anzubieten hat- das sind ganze 18 Liter mehr als beim Multivan. Dafür liegt aber die E-Reichweite des Ford nur bei 52 Kilometern (VW: 94 km) – auch weil eine kleinere Hochvoltbatterie an Bord ist.

Software-Zicken
Auch wir blieben von Fehlermeldungen nicht ganz verschont. Über Probleme mit Software und Sensoren wird auch online immer wieder berichtet. “Travel Assist nicht verfügbar” ist ein Klassiker, den wir selbst im Display sahen. Im Internet ist auch von sogenannten Phantombremsungen beim Einparken zu lesen – wenn das Auto also ohne ersichtlichen Grund in die Eisen steigt. Auch das haben wir schon in einem anderen T7 erlebt.
Zur Ehrenrettung: Diese Art von Problemen sind jedoch kein VW-spezifisches Phänomen – fast alle Hersteller kämpfen hin und wieder mit Softwarefehlern. Software-Updates können diese Probleme jedoch im Laufe der Zeit beheben.

Der reale Verbrauch
Wer den Hybrid nicht konsequent lädt, wird enttäuscht. In unserem Test standen bei leerem Akku glatte 10 Liter auf 100 km auf der Uhr. Der offizielle Wert von 0,8 Litern ist ein reiner Laborwert, der sich nur mit vollem Akku und viel Disziplin erreichen lässt. Das alles ist nicht allzu überraschend, wenn man die Größe und das entsprechende hohe Gewicht des Fahrzeugs berücksichtigt.

Unser Fazit: 50/50-Entscheidung
Der VW Multivan ist ein zweischneidiges Schwert. Er fährt grandios und bietet modernste Technik in einem hochflexiblen Innenraum. Aber man muss ihn sich leisten können und wollen. Wer ein perfekt abgestimmtes Fahrverhalten sucht, wird ihn lieben. Wer jedoch pragmatisch denkt und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, sollte definitiv einen Blick zur Konkurrenz von Ford werfen. Am Ende ist es eine individuelle Entscheidung: Fahrspaß und Prestige gegen Pragmatismus und Budget.