Dein Weg zum neuen Auto
Es wird in Deutschland auch weiterhin keine Gesundheitstests ab 70 geben – damit können ältere Menschen weiterhin ungehindert Auto fahren. Ist das gut oder gefährden Senioren andere Verkehrsteilnehmer?
Immer wieder wurde darüber diskutiert, ob ein verpflichtender Gesundheitscheck für Personen ab einem Alter von 70 Jahren EU-weit eingeführt werden soll oder nicht. Spätestens seit der kürzlich beschlossenen neuen Führerscheinreform ist sicher: es wird keine Zusatztests für Senioren geben. Doch wie ist diese Entscheidung zu werten? Wir werfen einen Blick auf die Statistiken um herauszufinden, ob Senioren am Steuer vielleicht doch gefährlich sind, wer die meisten Unfälle verursacht und welche Personengruppe im Straßenverkehr am gefährdetsten ist.
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Sind Senioren häufiger Schuld an Unfällen?
Laut Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2024 verursachten Personen über 65 Jahre 19,3 % der Unfälle mit Personenschaden. Damit verursachen sie weniger Unfälle, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachen würde, dieser liegt bei 23 %.
Insgesamt sind Senioren also relativ selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden verwickelt – wenn sie es aber sind, dann sind sie auch meist die Verursacher. Dabei spielt auch das Alter eine Rolle. Das Statistische Bundesamt gibt für das Jahr 2023 folgende Zahlen heraus:
- Die mindestens 65-jährigen waren zu 68,1 % Hauptverursacher schwerer Unfälle.
- Die mindestens 75-jährigen waren zu 76,7 % Hauptverursacher schwerer Unfälle.

Zum Vergleich:
- Bei unter 65-jährigen waren es 54,8 %, die als Hauptverursacher eines Unfalls mit Personenschaden verurteilt wurden.
Neben Senioren sind aber vor allem auch junge Personen zwischen 18 und 25 Jahren diejenigen, die überproportional häufig Unfälle verursachen – im Jahr 2023 waren 66,1 % der Personen dieser Altersgruppe die Hauptverursacher schwerer Unfälle.
Man sieht also, dass diese Zahl fast genauso hoch ausfällt, wie bei Senioren.
Seniorenunfälle: Häufig medizinische Notfälle
Eine Studie zur Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung zeigt, dass es in erster Linie keine mentalen oder kognitiven Probleme sind, die bei Senioren zu Unfällen führen – sondern medizinische Notfälle. Im Alter steigt das Risiko von lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aber auch Schwindel, Ohnmacht oder allgemeines Unwohlsein sind laut der genannten Studie häufige Gründe, die zu einem Unfall mit Personenschaden führen, der von Senioren verursacht wurde.
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Rund 60 % der Unfälle mit Senioren als Verursacher waren 2024 auf medizinische Notfälle zurückzuführen. Lediglich 1 % konnte auf geistige Probleme zurückgeführt werden.
Hilft hier ein Gesundheitstest?
Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn ein Gesundheitscheck alle fünf Jahre würde zwar den aktuellen Gesundheitsstand festhalten, kann aber nur in gewissem Maße vorhersehen, ob in absehbarer Zeit schwerwiegendere Probleme entstehen. Der exakte Zeitpunkt, zu dem beispielsweise ein Schlaganfall eintritt, ist sowieso nicht vorherzusagen.
Sollte also ein älterer Mensch, der ein potentielles Risiko eines Herzinfarktes hat, ansonsten aber noch fahrtüchtig wäre, seinen Führerschein abgeben müssen? Wir denken, dass das nicht die Lösung sein kann.
Senioren mobil halten und trotzdem Sicherheit schaffen – wie kann das gelingen?
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung setzt auf Prävention. Ein spezielles Frage- und Untersuchungsverfahren könnte Hausärzten helfen, potentiell gesundheitlich gefährdete Personen besser zu identifizieren und entsprechend Medikamente optimal einzustellen – nehmen müssten die Patienten diese dann aber selbständig.
In akuten Situationen, also bei medizinischen Notfällen, sei das aber auch keine Lösung. Brockmann setzt hier vor allem Hoffnung in die KI-gestützten Systeme der Autohersteller. Wenn diese zuverlässig problematisches Verhalten erkennen und entsprechend reagieren würden, könnten Unfälle deutlich reduziert werden.
Ein weiterer Baustein zu mehr Sicherheit mit gleichzeitiger Mobilität für ältere Menschen ist die Selbstreflexion. Wer sich regelmäßig eigenständig einem Check beim Arzt unterzieht und sich der Verantwortung für sich selbst und für andere Verkehrsteilnehmer bewusst bleibt, kann so auch im höheren Alter noch mobil bleiben.

Senioren sind nicht das alleinige Problem
Wie die Zahlen zeigen, ist ein älterer Mensch am Steuer nicht automatisch eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer. Mit steigendem Alter geht allerdings eine erhöhte Gefahr körperlicher Probleme einher, die – wie beschrieben – einen Großteil der schweren Unfälle verschuldet.
Man kann Senioren nicht einfach das Autofahren verbieten – und auch pauschale Gesundheitschecks sind nicht die Lösung. Es gibt sicher Senioren, die auf das Auto verzichten würden, wenn sichergestellt ist, dass sie in anderer Form weiterhin mobil sein können. Aber auf einfachem Wege und ohne Hürden. Vor allem in ländlichen Gebieten sind ältere Menschen ohne Auto abgeschottet und haben keine Chance mehr, am sozialen Leben teilzunehmen.
Wir müssen nicht die gefährlichen Senioren bekämpfen, sondern mehr Möglichkeiten schaffen, damit ältere Menschen freiwillig auf das Auto verzichten.