530 PS im Gaming-Chair – Wir sind den BMW M3 Competition Touring gefahren

21. November 2025 von

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4,7/5 aus 22.240 Bewertungen

Der BMW M3 Touring ist ein Auto, das versucht, zwei Welten zusammenzubringen: kompromisslose M-Performance und echten Kombi-Alltag.

Wir sind ihn selbst gefahren, genau genommen den BMW M3 Competition Touring M xDrive – inklusive Carbon-Schalensitzen, Keramikbremsen und M Race Track Paket – und können deshalb aus Erfahrung sagen: Der Touring kann beides. Aber er will nicht immer. Und er verlangt seinem Fahrer einiges ab. Außerdem hat meine Frau etwas gegen ihn.

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Design: Aggressiv, aber nicht prollig

Optisch trifft der M3 Touring genau den Sweet Spot zwischen sportlich und alltagstauglich. Während 5er und 7er mit ihren großen Nieren polarisieren, wirkt der 3er viel stimmiger. Besonders mit dem M Carbon Exterieurpaket und in Tansanitblau ist der Auftritt ernsthaft sportlich, aber nicht überzogen. Die Carbon-Aufsätze an Spiegeln, Lufteinlässen und am wuchtigen Diffusor passen perfekt zum Charakter des Autos.

Der Kombi wirkt breit, tief und extrem selbstbewusst – so, wie man es von einem M3 erwartet. Ja, vorne könnte er etwas tiefer aussehen (gerade auf Winterreifen steht er sichtbar hoch), aber das ist Jammern auf M-Niveau.

Innenraum & Bedienung: Mischung aus Hightech und typischem M-Feeling

Im Innenraum setzt BMW auf das bekannte Curved Display. Nicht jeder ist Fan des „Tablet-Looks“, aber Bedienung und Grafikqualität sind top. Das iDrive Betriebssystem funktioniert intuitiv, der Dreh-Drück-Steller bleibt erhalten, und viele Alltagsfunktionen sind gut erreichbar – auch wenn das Menü insgesamt eine Spur überladen ist. Ich hätte nicht gedacht, mir in einem Auto mal mehr statt weniger Untermenüs zu wünschen.

Das neue M-Lenkrad mit der roten 12-Uhr-Markierung bietet tolles Feedback und passt gut zum sportlichen Charakter.

Die Carbon-Schalensitze – Segen und Fluch

Perfekter Seitenhalt, perfekte Passform, absoluter Motorsport-Vibe, finde ich. “Die sehen aus wie Gaming-Stühle“, sagt meine Frau.

Ja, im Touring wirken sie absurd. Man muss sich regelrecht aus dem Auto schälen, der “Hubbel” zwischen den Beinen ist gewöhnungsbedürftig, und Kratzer auf der Rückseite sind ein echtes Thema – gerade mit Kindern. Ein Komfort-Einstieg (Sitz fährt zurück beim Aussteigen) fehlt völlig. Für die Rennstrecke fantastisch – für den Alltag eher hinderlich.

Auch die Rückbank hat einen kleinen Design-Fail: Der mittige Gurt kommt ungewöhnlich weit seitlich heraus und hängt hinten links leicht im Rücken.

Platz & Praktikabilität: Ein echter Kombi – mit Einschränkungen

Beim Thema Platz und Praktikabilität zeigt der M3 Touring sehr deutlich, dass er trotz all seiner sportlichen Gene ein vollwertiger Kombi ist. Der Kofferraum fasst zwischen 500 und 1.510 Liter, die Ladekante ist angenehm niedrig, der Stauraum breit geschnitten und gut nutzbar, und auf der Rückbank gibt es für Erwachsene mehr als genug Kopf- und Beinfreiheit.

Damit wird der M3 im Alltag tatsächlich zu einem sehr vielseitigen Fahrzeug – zumindest dann, wenn man die Carbon-Schalensitze nicht mitbestellt. Denn genau diese schicken, aber kompromisslosen Sportsitze sind es, die den Familiennutzen am stärksten einschränken. Ohne sie wäre der Alltag spürbar entspannter.

Motor & Performance: 530 PS und Allrad – ein Monster hinter der Fassade

Unter der Haube arbeitet der bekannte 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 530 PS und 650 Nm, kombiniert mit der 8-Gang-Steptronic und dem M xDrive-Allradantrieb. Die daraus resultierenden 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h liefert der Wagen bei jedem Wetter zuverlässig ab.

Das Facelift hat dem Auto spürbar gutgetan: Der Motor hängt im Mittel- und Oberdrehzahlbereich noch brutaler am Gas als zuvor, die Lenkung arbeitet extrem direkt und ohne jede tote Mitte, und die Traktion ist selbst bei Nässe beeindruckend hoch. Das Getriebe schaltet schnell und präzise, ohne das manchmal ruppige Verhalten eines DCT zu zeigen. Nur der Lastwechsel beim Schaltvorgang vom ersten in den zweiten Gang ist etwas grob.

Selbst im reinen Hinterradmodus lässt sich der M3 leicht quer bewegen und bietet trotzdem mehr Grip als ältere M-Modelle. Einziger echter Schwachpunkt in dieser Disziplin ist der Klang, denn das ploppende Geräusch beim Schalten wirkt synthetisch und beinahe subwooferverstärkt, was Puristen definitiv störend finden werden.

Fahrverhalten: Komfort und Härte – genau im richtigen Verhältnis

Auch fahrdynamisch setzt der Touring ein Ausrufezeichen. Das adaptive M-Fahrwerk sorgt dafür, dass das Auto extrem satt auf der Straße liegt, gleichzeitig überraschend komfortabel federt und trotzdem mit einer brutalen Präzision durch Kurven schneidet.

Viele empfinden den G81 deshalb als harmonischer abgestimmt als den F80 oder F82 – trotz seines höheren Gewichts. Das Mehrgewicht wirkt sich in der Praxis sogar positiv aus, weil es dem Auto zusätzliche Souveränität gibt, während der Allradantrieb für maximale Stabilität und Effizienz beim Herausbeschleunigen sorgt.

Die Keramikbremse unseres Testwagens liefert eine gewaltige Verzögerungsleistung und ist zudem weniger anfällig für das typische M-Quietschen, wobei leichte Geräusche bei kalter Bremse technisch völlig normal wären.

Alltagstauglichkeit: Ja – aber nicht ohne Kompromisse

Bei der Alltagstauglichkeit zeigt sich der M3 Touring von seiner zweigeteilten Seite. Auf der positiven Seite steht der große, gut geschnittene Kofferraum, der komfortable Fond und die insgesamt sehr guten Assistenzsysteme, die den M3 zu einem überraschend entspannten Reiseauto machen.

Auch das Sicherheitsgefühl ist hoch, und die Möglichkeit, die Leistung über einen digital versendeten Schlüssel einzuschränken, ist besonders dann praktisch, wenn andere Personen das Auto bewegen sollen. Auf der negativen Seite steht, dass der M3 selbst im Comfort-Modus relativ laut bleibt und sich nur mit Tricks leise starten lässt.

Die Carbon-Schalensitze sind unpraktisch und empfindlich, der Verbrauch ist hoch, der Preis unseres Testwagens liegt deutlich jenseits der 130.000 Euro, und das USB-Audio-System zeigt sich bei manchen Fahrzeugen etwas zickig. Der Parkassistent erkennt in unserem Test nur selten eine Parklücke und arbeitet unzuverlässig, und das xDrive-System verlangt eine sehr penible Reifenpflege, da die Profiltiefen aller vier Reifen maximal zwei Millimeter auseinanderliegen dürfen.

Ist der BMW M3 Touring also die perfekte Mischung aus Sportlichkeit und Alltag?

Unterm Strich kann der M3 Touring den Alltag – er tut es aber nicht immer freiwillig. In der von uns getesteten Konfiguration ist er weniger ein sportlicher Kombi und eher ein verkleideter Sportwagen, der zufällig ein großes Heck hat. Wenn man sich dessen bewusst ist, bekommt man aber eines der faszinierendsten Autos, die BMW aktuell baut.

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