Lexus LC Cabrio Testbericht

Der große Unbekannte? Seit dem Jahr 2016 auf dem Markt, bleibt der als Coupé und Cabrio gebaute Lexus LC wohl auch in Zukunft und nach dem Facelift 2023 im Straßenbild ein Exot. Das macht den Unterschied zu einem BMW 8er Cabrio oder Porsche 911 Carrera Cabrio. Von seinen Qualitäten und seiner Performance fährt der LC auf Augenhöhe zur süddeutschen Konkurrenz. 

Nach dem 2023er Facelift mehr denn je. Das Handling und der Komfort des wohl proportionierten Cabriolets von Lexus, das auf breiten 21-Zoll-Rädern steht und auf die Allradlenkung des LC Coupés verzichtet, wurden nochmals verfeinert. Das zuvor kritisierte Bediensystem und die Sicherheitssysteme wurden verbessert. Unter der langen Motorhaube des LC Cabrio kommt auch nach der Überarbeitung der betörende 5,0-Liter-V8 zum Einsatz.

Der an eine souveräne 10-Gang-Automatik gekoppelte V8 liefert ganz klassisch ohne Turbolader 464 PS Leistung und besitzt alle Qualitäten eines guten V8-Motors, der mit seiner Klangkulisse fasziniert und überrascht. Eben noch im Hintergrund, wird der LC grollend und schneidend hochdrehend zum Sportwagen. 530 Nm Drehmoment schieben den Hecktriebler massiv an. Erst bei 270 km/h hat das Spektakel ein Ende.

Wohlfühlatmosphäre

Zumeist lässt man es im LC Cabriolet ruhiger und entspannter angehen und wird dann von der üppigen Ausstattung, die Annehmlichkeiten wie die Nacken- und Sitzheizung bereithält, verwöhnt. Das Interieur zelebriert Oberklasse mit Klasse, mit hochwertigem Leder, Alu und Carbon. 

Das Platzangebot im 4,77 Meter langen, 1,92 Meter breiten und lediglich 1,35 Meter hohen Lexus 2+2-Cabriolet entspricht dem, was man von einem Sportler im Gran Turismo Format erwarten darf. Im offenen 2+2 geht es vorne luftig und geräumig zu und hinten sehr eng. Das Kofferabteil fällt mit 149 Liter Volumen kompakt aus.

Das Konzept des sportiven Lexus Cabrio fasziniert und weckt zugleich Vertrauen. Lexus gehört zu Toyota und ist die Nobelmarke des für Qualität und Langlebigkeit bekannten Konzerns. Nicht umsonst gewährt Lexus bis zu 10 Jahre Garantie auf das gelungene Luxuscabrio.  

So ein V8-Cabrio wie den Lexus LC muss man sich leisten können – nicht nur hinsichtlich der Anschaffung, sondern auch in puncto Unterhaltskosten. Die Einstufung in die Haftpflichtversicherung fällt mit der Typklasse 18 noch relativ moderat aus.

Anders bei der Teil- und Vollkaskoversicherung. Und seien wir mal ehrlich: Wer versichert solch ein teures Auto nicht vollumfänglich? Jedenfalls tendiert das LC Cabrio in der Teilkasko bereits Richtung teuer (Typklasse 28). Nicht besser sieht es in der Vollkasko aus: Zwar reicht die Skala bis 34, doch auch schon die Typklasse 30 zieht hohe Versicherungsbeiträge nach sich.

Echte Traumwagen besitzen einen traumhaften Motor. Dies entspricht der Idealvorstellung und genau dem, was im seit 2019 produzierten Lexus LC Cabriolet unter der Motorhaube geboten wird. Hier gilt die alte, aus früheren Zeiten überlieferte Regel noch: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch noch mehr Hubraum. 

Im Motorabteil des LC Cabriolet arbeitet ein Prachtexemplar von Aggregat: ein V8 mit 5,0 Liter Hubraum. Old style, frei saugend, ohne Zylinderabschaltung, Turbo- und Hybrid-Push-up. Auf den 3,5-Liter-V6-Hybrid, der im LC Coupé nach dem 2023er Facelift weiterhin zum Einsatz kommt, verzichtet Lexus im Cabrio.

Beste Tugenden eines V8

Der V8-Sauger fasziniert im Cabrio noch mehr als im Coupé, weil nach dem Betätigen des Verdeck- und Startschalters noch mehr von seinem charaktervollen V8-Klang zu vernehmen ist. Ab etwa 4.000 Umdrehungen wechselt der Motor von der hintergründigen Tonart in eine vordergründige. Ob man das Motorgeräusch als „sonor“, „grollend“ oder „schneidend“ einstuft, tut nichts zur Sache. Dieser V8 weiß die Emotionen akustisch zu wecken.

Der Kraftaufbau taugt genauso als Emotions-Weckruf. Die Maschine spricht schnell auf Gasbefehle an. 5,0 Liter Hubraum und 530 Newtonmeter Drehmoment, die bei 4.800 Umdrehungen produziert sind, sorgen für einen kraftstrotzenden Durchzug. Dem Durchzug folgt die Drehfreude, bis bei 7.100 Umdrehungen die volle Leistung von 464 PS produziert ist. 

Lässt man den Pferden freien Lauf, ist die Beschleunigung enorm. In nur 4,7 Sekunden beschleunigt das LC Cabriolet aus dem Stand auf 100 km/h. In der Spitze erreicht der Lexus eine Geschwindigkeit von 270 km/h. Mehr Tempo macht im offenen LC Cabrio allerdings nicht unbedingt mehr Laune, denn offen fahren ist im Lexus bereits bei niedrigeren Geschwindigkeiten ein sinnliches Vergnügen. 

Stilvoll laufruhig

Die neu abgestimmte 10-Gang-Automatik harmoniert sehr gut mit dem V8. Das LC Cabrio liegt auch durch den niedrigen Fahrzeugschwerpunkt satt, selbstzufrieden und mit souveränem Geradeauslauf auf der Straße. Der Abrollkomfort ist ausgewogen, bis auf kleine Schläge beim Überrollen von schlechter Straße. 

Der Wind fächelt freundlich. Die Windgeräusche spielen sich auch bei geschlossenem Stoffverdeck nicht in den Vordergrund. Sie waren bereits vor dem 2023er Facelift, das den Geräuschpegel mit neuen Seitenspiegelgehäusen senkt, effektiv weggedämmt. Das Active-Noise-Control-System, das Wind- und Abrollgeräusche durch gegenläufige Schallfrequenzen eliminiert, ist auch im neuen LC Jahrgang Serie.

Verbessertes Fahrverhalten

Zum LC Modelljahr 2023 wurden auch die Fahreigenschaften des LC Cabriolet verbessert, das mit breiten 245/40- und 275/35-Pneus im 21-Zoll-Format auf der Straße steht. Überarbeitet wurden die vordere und hintere Aufhängung, die Streben unter der Karosserie, die Befestigung von Lenksäule und Lenkgetriebe sowie die Radnabenlager und Radbefestigung. 

Die Stoßdämpferabstimmung wurde verfeinert. Die Lenkung, die sich im Gegensatz zum LC Coupé, das eine Allradlenkung besitzt, auf die Vorderräder beschränkt, gewann nochmals an Präzision. Zudem wurde das Brake-by-Wire-System neu abgestimmt, um ein natürlicheres und gleichmäßigeres Bremsgefühl zu erreichen.

In den Fahrmodi „Sport S“ und „Sport S+“ geht es noch sportlicher durch die Kurven mit Herunterschalten beim Anbremsen und forcierter Direktheit in der Lenkung. Der „Expert“-Modus macht Drifts auf der Rennstrecke möglich. Dieses dynamische Potential steckt im LC. Sportliche Traumwagen wissen auch vom Handling zu faszinieren.

Das Lexus LC Cabriolet ordnet sich, deutlich länger als ein Porsche 911 Carrera 4S Cabriolet (4,52 Meter) und etwas kürzer als ein BMW 8er Cabrio (4,85 Meter), von seinem Platzangebot in der Kategorie der exklusiven 2+2-Sitzer ein.

2+2 = 2

Die 4,77 Meter des Lexus LC Cabriolet haben sich der Schönheit verschrieben. Raumökonomie stellt sich trotz eleganter Länge und gehöriger Breite hinten an. Die Rechnung 2+2 geht wie im Porsche 911 Carrera Cabrio und BMW 8er Cabrio nicht zum Vorteil der hinten Platz nehmenden und der Gepäckabteilung aus. Lange Schnauze, kurze Fahrgastzelle, kompaktes Heck, da bleibt nicht viel Platz für die Beine im Fond und das Gepäck.

Hinten kann im Lexus LC kaum einer gut sitzen. Kinder? Klar, aber nur bis zum Schultütenalter. Der Wunsch nach Beinfreiheit wird hinter den Vordersitzen nur mit zwei Notsitzen für Kleinkinder erfüllt. Und auch die sitzen nur akzeptabel, wenn der Vordersitz nicht in die hinterste Position gerückt wurde.

1. Reihe = 1. Klasse

Der Vordersitz und das Lenkrad surren elektrisch nach vorne, um den Einstieg zu erleichtern. Dann geht es abwärts, nach unten ins Sitzkissen. Auf den nobel mit Leder bezogenen Sportsitzen sitzt man tief, weil das LC Cabriolet mit 1,35 Meter Höhe extrem tief baut.

Die passende Sitzposition ist schnell gefunden. Obwohl man hinter dem gut in der Hand liegenden Lenkrad und neben dem Mitteltunnel sportiv positioniert ist, sorgt die üppige Breite des LC Cabriolet für einen luxuriösen Bewegungsspielraum, der vergleichbar mit dem in einer Limousine ist. Angesichts des hohen Sitzkomforts wundert es daher nicht, dass man nach einigen hundert Autobahnkilometern am Stück entspannt aussteigt.

Kompakte Gepäckabteilung

Auch nach dem Facelift 2023 blieb es beim kompakten Gepäckraum, in dem sich das mehrlagige Stoffverdeck Platz sparend faltet. Seine 149 Liter Kofferraumvolumen – einige Liter weniger als im LC Coupé – führen ganz natürlich dazu, dass man die hinteren Sitzposten im LC Cabriolet als Ablage für zusätzliches Gepäck oder Jacken nutzt. 

Die maximal 320 bis 340 kg Zuladung setzen Grenzen, die in einem 2+2 durch das begrenzte Raumangebot selten ausgelotet werden. Dies ist in einem Porsche 911 Carrera 4S Cabriolet 4, das 163 Liter Kofferraumvolumen und 355 kg Zuladung bietet, ähnlich. In einem BMW 8er Cabriolet kommt etwas mehr als im Lexus LC Cabriolet unter. Im viersitzigen Cabrio aus München liegt die Kofferraumkapazität zwischen 280 und 350 Liter und die maximale Zuladung zwischen 415 und 500 kg. 

Vom Winde verwöhnt

Das feine, stramm anliegende und robuste Stoffverdeck öffnet sich elektrisch in 15 Sekunden und das bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Vier geschlossene Seitenscheiben und das Windschott reduzieren den Zug. Der Fahrtwind umfächelt die Besatzung auf den Vordersitzen. Die Klimaanlage, die Sitzheizung und die Nackenheizung sorgen auch bei niedrigen Temperaturen für Wohlfühlklima. 

Luxus sieht man, Luxus spürt man. Die im LC Innenraum eingesetzten Materialien werden dem Ruf und Anspruch der japanischen Luxusmarke genauso gerecht wie die hochwertige Verarbeitung. Auch dort, wo man nicht gleich hinblickt.

Lexus = Luxus

Das LC Interieur schwelgt auch nach der 2023er Überarbeitung in Leder, Aluminium und Carbon. Die Innenausstattung präsentiert sich mit zwei neuen Farbwelten. Das Interieur „Marine“ wirkt in blau und weiß mit blauen Farbakzenten an Lenkrad, Schaltknauf, Türverkleidungen und vorderen Einstiegsleisten elegant.

Das zweite Farbkonzept, „Indigorot“, mit einem in schwarz gehaltenen Innenraum mit roten Farbakzenten an Sitzen, Mittelkonsole, Instrumententafel und Türgriffverkleidung mutet sportlicher an. Noch sportlicher in Kombination mit dem „Performance Paket“ mit Einstiegsleisten aus Carbon.

Neues Multimedia

Das Bedienkonzept des Lexus LC ist mit dem Facelift und dem neuen Multimediasystem Geschichte. Statt des bisherigen 10-Zoll-Screens, der über ein Touchpad in der Mittelkonsole bedient wurde, sitzt nun ein hochauflösender 12,3-Zoll-Touchscreen zentral im Cockpit, der zur leichteren Bedienbarkeit dem Fahrerplatz um 8,6 Zentimeter näher ist. Durch den Wegfall der Touchpad-Bedienung konnten zudem die Schalter in der Mittelkonsole übersichtlicher angeordnet werden.

Smartphones lassen sich jetzt über Android Auto oder Apple CarPlay ins Infotainment einbinden. Per Smartphone-App können die Türen aus der Ferne ver- und entriegelt sowie die Klimaanlage oder die Heizung aktiviert werden. 

Cloud Technologie

Der Sprachassistent begreift rund 100 Sprachbefehle, von Anweisungen zum Telefonieren bis zur Bedienung der Klimaanlage. Infos zu den aktuellen Kraftstoffpreisen und freien Parkplätzen lassen sich per "Hey Lexus" in Echtzeit aus der Cloud abrufen. Schwebt die Datenwolke mal nicht über dem LC Cabriolet, übernimmt die Bordnavigation die Routenführung.

Das edle Surround-Soundsystem von Mark Levinson zählt 13 Lautsprecher und gehört ab sofort zur Serienausstattung. Per Aluminiumknopf zur Bedienung lässt es sich vom Fahrer- und Beifahrersitz gut erreichen. Das gilt auch für die USB-C-Ladeschnittstelle und die USB-A-Datenschnittstelle, die neben einer 12-Volt-Steckdose im hinteren Teil der Mittelkonsole sitzen.

Im Lexus LC Cabriolet beeinflussen verschiedene Faktoren den Kraftstoffverbrauch. Das flott hoch drehende Triebwerk und der markante V8-Sound animieren dazu, es fliegen zu lassen. Bullige 5,0 Liter Hubraum, souveräne 530 Newtonmeter Drehmoment, die weich schaltende 10-Gang-Automatik und das Frischlufterlebnis bewirken das Gegenteil: eine entspannte und entschleunigte  Fahrweise.

Viel Leistung, akzeptable Energieeffizienz

Fährt man das LC Cabriolet brav und entspannt, kann der Kraftstoffverbrauch sogar unter dem von Lexus angegebenen Mittelwert liegen. Der liegt im WLTP-Zyklus bei 11,6 Liter/100 km. Im Stadtverkehr fließen zwar stramme 17,6 Liter Super Plus aus dem 82 Liter großen Tank, aber bei Landstraßentempo weniger als die Hälfte: 8,1 Liter/100 km. Mit einem Durchschnittsverbrauch von zehn Liter lässt sich im Lexus Cabrio durchaus auskommen.   

Dies ist absolut gesehen nicht wenig, für ein Motor mit acht Zylindern, der nicht auf Effizienzhelfer wie Hybridantrieb, Turboaufladung und Zylinderabschaltung setzt, aber ein guter Wert. 

Trotzdem landet der V8-Motor im Vergleich zum 3,5-Liter-V6-Hybrid, der nur im LC Coupé arbeitet, in einer tieferen CO2-Effizienzklasse mit einem CO2-Ausstoß von 265 statt 153 g/km. In der Effizienzklasse G statt A. Auf die Abgasnorm hat dies jedoch keinen Einfluß. Beide Motoren werden in der Abgasnorm EURO 6 AP eingestuft.

Mit dem Facelift erhielten die Sicherheit und die Assistenzsysteme des Lexus LC eine Aufwertung. Das „Lexus Safety System+“ wurde um weitere Funktionen erweitert. Das PCS („Pre-Crash-System“), das bisher Fahrzeuge und Fußgänger erkannte, erkennt nun bei Tageslicht auch Radfahrer. Bei plötzlichen Ausweichmanövern unterstützt der Notlenkassistent die Fahrer:in. Der Abbiegeassistent überwacht das Fahrzeug an Kreuzungen. 

Die Verkehrszeichenerkennung kann im überarbeiteten LC Cabriolet die Geschwindigkeit des Fahrzeugs entsprechend der Geschwindigkeitsbegrenzung anpassen. Die dynamische Geschwindigkeitsregelung hält nicht nur das Tempo und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, sondern verfügt nun auch über eine Kurvengeschwindigkeitsreduzierung, um die Geschwindigkeit automatisch an den Kurvenradius anzupassen.

Im Euro NCAP-Crashtest konnte der Lexus LC seine Sicherheit noch nicht unter Beweis stellen. Von einer sehr guten Sicherheitsvorsorge kann man wegen der zahlreichen Assistenzsysteme jedoch ausgehen. Die flache Front bietet zudem gute Voraussetzungen für eine hohe Wertung im Fußgängerschutz.

Über die Zuverlässigkeit, mögliche Probleme und die Garantiezeit sollte sich der Kunde in einem der teuersten Lexus Modelle wenig Sorgen machen. Dieser Eindruck wird vom Qualitätsreport des Marktforschungsinstituts J.D. Power unterstützt.

Im 2023er J.D.-Power-Report, der auf 30.000 Besitzerbewertungen von drei Jahre alten Fahrzeugen zurückgriff, stand Lexus unter den Premium- und Volumenmarken ganz oben. Noch vor Automarken wie BMW und Genesis.

Bewertet wurden der Innenraum, die Sitze, die Klimatisierung, die Bedienung, das Infotainment, der Antriebsstrang und die Assistenzsysteme. Traten markenübergreifend im Durchschnitt 186 Probleme pro 100 Fahrzeuge auf, waren es in Fahrzeugen von Lexus nur 133.  

Die Lexus Garantie weckt genauso Vertrauen. Lexus gibt zwar nur drei Jahre Garantie bis zu einer Laufleistung von 100.000 km, aber die Garantiezeit verlängert sich mit „Lexus Relax“ mit jeder Jahresinspektion um ein weiteres Jahr. Für bis zu zehn Jahre und bis zu einer Laufleistung von 160.000 km.